
Katy B
“On A Mission“
Vor einem Jahr überraschte die junge britische Sängerin Katy B mit der Single „Katy On A Mission“: cool-düsterer Dubstep traf auf knalligen Dancepop, dumpf-wummernde Bässe auf lebenslustige Rave-Beats und fertig war der Hit, der Underground und Mainstream zusammenbrachte, ohne sich einer Seite anzubiedern. Also toll. Für ihr Debütalbum hätte man Katy B allerdings etwas mehr Selbstbewusstsein und Chuzpe gewünscht, denn auf zwölf Songs verteilt trägt die Mischung nicht so gut. Katy B wirkt in ihrem ambitioniert, aber auch ein bisschen gleichförmig und langweilig produzierten Album teilweise recht verloren – wobei sie genau diesen Gefühlszustand mit ihren heiser-langgezogenen „ooo-oohs“ besonders gut rüberbringen kann. Katy und ihre Producer verarbeiten die gesamte Clubkultur der letzten 25 Jahre, zitieren Drum’n’Bass, Jungle, HipHop, House, Eurodance und Elektropop, erfüllen ihre „Mission“ aber nur in paar herausragenden Tracks. „Lights On“ mit der Unterstützung von HipHop-Star Ms Dynamite gehört dazu, die Dub-Ballade „Magnetic Man“ und die juvenil-sentimentalen Songs wie „Disappear“ und „Broken Record“, in denen Liebeskummer und Vergnügungssucht glaubwürdig Hand in Hand gehen/tanzen. Richtig schön, aber auch sehr retromanisch-nostalgisch ist der Schlusstrack „Hard to Get“, in dem man Spuren alter Soul II
Soul-Hits wiedererkennen kann. Fazit: Katy B ist nicht so cool wie Lady Sovereign und auch nicht so cheesy wie Lily Allen, aber wenn sie sich künftig etwas mehr zutraut als auf ihrem Debüt, darf man durchaus gespannt sein.
CD, 2011, 12 Tracks, Label: Smi Col
Christina Mohr26.10.2011