Ebony Bones

“Nephilim“

Die 35-jährige afroamerikanische Künstlerin Ebony Bones bringt auf ihrem neusten Album klassische Musik mit elektronischen Club-Beats zusammen und beweist damit, dass klassische Musik nicht nur „für, über und von weißen Männern gemacht“ wird. Mit der orchestralen Wucht des Beijing Philharmonic Orchestras verpasst sie ihrer CD einen bedrohlich-unheilvollen Unterton, der zu ihren „Messages“ passt. Der Titel weist den Weg: die „Nephilim“ waren in der altisraelischen Mythologie riesenhafte, bösartige Mischwesen, gezeugt von göttlichen Wesen und Menschenfrauen. Deren „Wiedergänger“ haben laut Bones Rassismus und Fremdenhass wieder hoffähig gemacht (guess who?). Im starken „No Black In The Union Jack” ist z.B. eine 50 Jahre alte, rassistische Rede des rechtskonservativen Politikers Enoch Powell zu hören, bei der sich einem die Haare sträuben. Bones zufolge haben dieselben Vorstellungen letztlich zum Brexit geführt. In „This Used To Be A Lovely Country“ ist die aufgebrachte Stimme einer Frau zu hören, die sich über die „Dschungel-Musik“ der Schwarzen aufregt. Das Cover von „Police & Thieves“ wird bei Bones zu einem von Kindern gesungenen Kommentar auf die aktuelle Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA. „Kids of Coltan“ erzählt von Kinderarbeitern im Kongo, die für die Herstellung unserer Smartphones versklavt werden. „Oh Leopold“ befasst sich mit der britischen Kolonialgeschichte. Keine Frage: Bones, die sich als Producerin in der männlich dominierten Szene einen Namen gemacht hat, präsentiert auf ihrem neuen Album keine leichte Kost und unbequeme Wahrheiten. Aber damit nicht genug: das Album ist auch ein starkes Plädoyer für eine nötige Auseinandersetzung mit anderen Meinungen.

CD, 2018, 11 Tracks, Label: 1984 Records

Mane Stelzer

08.09.2018