Bab L'Bluz

“Nayda!“

„Nayda!“ heißt das Debütalbum der französisch-marokkanischen Band Bab L’ Bluz (dt. Tor zum Blues), mit welchem die Musiker*innen der doppelten Wortbedeutung nach sowohl zum Feiern als auch zum politischen Aufbegehren auffordern. In zehn vorrangig im marokkanisch-arabischen Dialekt Darija verfassten Songs gelingt Yousra Mansour (Gesang, Awisha, Percussion), Brice Bottin (Gimbri, Gitarre, Percussion, Backvocals), Hafid Zouaoui (Drums, Backvocals) und Jérôme Bartolomene (Flöte, Percussion, Backvocals) eine faszinierende Mischung aus Rockmusik und afrikanischen Blues-Elementen. „All of us in Bab L’ Bluz believe that art can open and change mentalities. This is what we try to do“, erklärt Mansour das Anliegen der von ihr und Bandkollege Bottin geschaffenen Kompositionen. Die Besonderheit der Stücke liegt dabei nicht nur in der kreativen Verschmelzung von marokkanischer Berber- mit mauretanischer Hassani-Musik, sondern auch in der selbstbewussten Aneignung des bisher männlich dominierten Gnawa-Gesangs. Das Aufbrechen solch traditioneller Strukturen fordert auch die marokkanische Jugend-Bewegung Nayda, auf welche die Band im Albumtitel explizit Bezug nimmt. Obwohl das Album bedauerlicherweise keine Übersetzung der gesungenen Texte mitliefert, ist der entschiedene Enthusiasmus der Musik doch deutlich spürbar. Während der rhythmisch groovende „Gnawa Beat“ kurze Gesangsphrasen mit Percussion, trillernder Flöte, Gimbri und Awisha (zwei Formen der maghrebinischen Kastenhalslaute) vereinigt, stehen beim psychedelischen „Ila Mata“ langsam kreisende Melodielinien und schwere Off-Beat-Rhythmen im Vordergrund. Eher rockig wirkt der Song „Bab L‘ Bluz“, welcher vorrangig durch den Sound verzerrter Gitarren geprägt ist. Für ausgelassenes Party-Feeling sorgen das gut gelaunte „Waydelel“ und das sich zunehmend ins Ekstatische steigernde „El Gamra“. Ein inspirierendes Album voll innovativer Energie!

CD, 2020, 10 Tracks, Label: Pias/Real World

Stefanie Zimmermann

31.08.2020