Manda Rin

“My DNA“

Wir schreiben das Jahr 1996: die schottische Band Bis tritt als erster Act ohne Plattenvertrag in der TV-Show „Top of the Pops“ auf. Die drei gerade der Schulbank entwachsenen Teenies tragen fantasievolle Superstarnamen: John Disco und Sci-fi Steven nennen sich die beiden Jungs, die Sängerin heißt Manda Rin. Ihr bürgerlicher Name lautet Amanda MacKinnon, aber der würde besser zu einer ernst dreinblickenden Folksängerin passen als zu Bis‘ charmantem Disco-Elektropop. Mit Songs wie „Kandy Pop“ wurden Bis in Europa kleine Indie-Stars, in Japan wurden Bis richtig big: mehr als 100.000 Platten verkauften sie dort, füllten große Hallen und Arenen. 2003 lösten sich Bis auf, die Bandmitglieder machten mit anderen Projekten weiter (Manda Rin z.B. mit Data Panik). Auf ihrem lang erwarteten Soloalbum „My DNA“ führt Manda Rin die Bis-Linie weiter, allerdings noch konsequenter discoid, mit deepen Bässen und munter fiependen Synthies á la Erasure. Die Beats zwingen, nein, schubsen freundlich aufs Parkett, hier und da mischen sich elektronische Gitarren ins Dancefloor-Getümmel und erinnern an die goldenen Zeiten britischen Indiepops Mitte der Achtziger, führen aber auch direkt zu aktuellen Bands wie CSS. Was Manda Rins Disco-Konzept so unwiderstehlich macht, ist der komplette Verzicht auf überzogene „Sexyness“, was dieser Tage ja zur Grundaus-
stattung aller Dance-Sängerinnen gehört. Manda Rin ist nicht glammy, sondern eine etwas ungelenke, an den Fingernägeln knabbernde Discoqueen, eine Alternative-Kylie: „I make the same mistakes, I work hard every day, it’s in my DNA“ singt sie im Titeltrack und endlich fühlt man sich von einer Dance-Platte mal so richtig angesprochen.

CD, 2008, 12 Tracks, Label: Diy

Christina Mohr

04.11.2008