Klezmers Techter

“Mayim“

Seit ihrem letzten Album („Shoschanim“) ist einige Zeit vergangen, doch das Warten hat sich gelohnt. Die dritte CD der Techter ist genauso melancholisch-gefühlvoll wie ihre letzte Scheibe. Auf „Mayim“ präsentieren die drei Musikerinnen erneut 13 Stücke, die zwischen fröhlichen Tanzliedern und tieftraurigen Balladen wechseln. Die ersten zwei Stücke geben den Ton der CD an. Heiter beginnt das Klezmer-Vergnügen mit „Freylekhs Nr. 52“ (Freylekhs ist die Abkürzung von „a freylekhs sttikele“ = ein fröhliches Stückchen), worauf gleich das dunkle „Uvyom Hashabatt – Avinu Malkenu“ folgt, ein Stück, das aus der jüdischen Liturgie stammt. Klezmers Techter stellen gleich mit diesen ersten beiden Stücken klar, dass die Gefühle beim Zuhören rauf und runter gehen werden. Wie immer geht es in der Musik der drei Musikerinnen um Leid und Sehnsucht, um Trauer und Freude. Manchmal werden gar alle Gefühle in einem einzigen Stück hervorgerufen. „Mazel Tov“ ist so ein Stück – einerseits heiter vertonter Glückwunsch, der durch die tiefen Töne der Klarinette (Gabriela Kaufmann) jedoch zugleich traurig stimmt.
Neben den Instrumental-Stücken, bei denen stets Almut Schwab mit ihrem Akkordeon den Takt vorgibt, bietet das Album auch zwei gesungene Lieder. Die Gastsängerin Miriam Ast singt erst ein klagendes Liebeslied, das zu Tränen rührt, obwohl der Text gar nicht mal so traurig ist. Allein ihr herzzerreißendes „Eieieiei“ sticht ins Herz. Noch tiefer ins Herz sticht die zweite Ballade vom Waisenkind, das in dunklen, kalten Nächten versucht, Papierrosen und Streichhölzer zu verkaufen, die keiner haben will. Aus dem Bauch des Kontrabasses (Nina Hacker) klingen dunkle Töne, die mit der Stimme der Jazzsängerin verschmelzen. Verabschieden tun sich die Musikerinnen mit einem Wiegenlied von Manuel de Falla – traurig, ruhig, sanft. Für immer entschlafen? Aber nein, denn dann würde man es verpassen, Klezmers Techter auch mal live zu erleben. Die sind nämlich derzeit landesweit unterwegs, und wer die Chance hat, sie zu erleben, sollte das tun.

CD, 2015, 13 Tracks, Label: flexation

Tina Adomako

08.03.2015