
Yumi Ito
“Loney Island“
Auf ihren Kern reduzierte Songversionen haben ihren besonderen Reiz: sie offenbaren authentisches Songwriting, das ohne „künstliche“ Effekte auskommt. Auf ihrem ersten Soloalbum macht die Schweizer Jazzmusikerin Yumi Ito genau das: sie präsentiert zehn Originalkompositionen aus ihrem Big-Band-Album Stardust Crystals und dem Trioalbum Ysla live nur mit Stimme und Klavier. Diese hat sie in einem Studio im Tessin, eingebettet in die Natur, mit einem Team aus fast ausschließlichen F(L)INTA-Personen aufgenommen. Es sind Songs über Vergänglichkeit („After The End“), zerbrochene Beziehungen („Is It You“), erfülltes Leben („What Seems To Be“) und unsere gestörte Verbindung zur Natur („Stardust Crystals“) in ihrer emotionalen Essenz. Die Musik erinnert in ihrer Intensität an Singer-/Songwriterinnen wie Tori Amos oder Fiona Apple, nicht nur wegen des ausdrucksstarken Gesangs, sondern auch aufgrund ihres erzählerischen Klavierspiels, das nicht nur begleitet, sondern mitgestaltet. Zum ersten Mal hat Ito auch ausgedehnte Klavierimprovisationen eingebaut, die sie hie und da mit großem Stimmumfang verdoppelt. Die Parts, die in den Band-Versionen z.B. von Saxofon, Gitarre, Streichern oder Harfe gespielt wurden, ersetzt sie durch neue, spannende Klangbilder. „Ich wollte ein Album machen, das sich anfühlt wie ein Hauskonzert. So, als säße man mit mir im Raum – ehrlich, verletzlich, pur“, sagt die Künstlerin mit den polnisch-japanischen Wurzeln. Das ist ihr gelungen. „Lonely Island“ ist ein tiefgründiges und bewegendes Album, dem ich ewig lauschen könnte. Video
CD, 2025, 10 Tracks, Label: enja
Mane Stelzer18.09.2025