Lucinda Williams

“Little Honey“

Lucinda Williams darf eine Legende des female country genannt werden: seit den frühen siebziger Jahren steht die 1953 geborene Amerikanerin auf der Bühne, zu Beginn ihrer Laufbahn hauptsächlich mit sanften Folksongs, um sich später verstärkt Blues und Country zuzuwenden und Fans und Kritiker mit ihrer rauhen, sinnlichen Stimme zu begeistern. Sie trat mit Tom Petty auf und spielte auf den Platten vieler Kollegen mit. Doch Lucinda Williams gilt als perfektionistisch und nimmt sich viel Zeit für die Produktion ihrer eigenen Platten, was a) dazu führte, dass sie nie wirklich berühmt wurde und b) dass mit „Little Honey“ erst ihr neuntes reguläres Album erscheint. Das ist allerdings eine wahre Perle und dürfte auch Menschen gefallen, die mit Countrymusic sonst nur wenig anfangen können: Lucinda Williams variiert das Thema Country in viele Richtungen, läßt Blues-, Rock- und Folkelemente einfließen; die Lyrics
handeln vom Unterwegssein, Verlassenwerden und der ewigen Suche nach der großen Liebe – wer könnte sich damit nicht identifizieren? Der Opener „Real Love“ klingt knackig, beschwingt und radiotauglich, „Circles and X’s“ und „If Wishes Were Horses“ sind traurige Saloonballaden mit brüchigen Vocals. Auf „Tears of Joy“ erklingt eine lupenreine Blues-Slideguitar und bei „Honey Bee“, einem rustikalen Stomper, gibt Lucinda die rauhbeinige Rockröhre. Wem die männliche Stimme beim Duett „Jailhouse Tears“ bekannt vorkommt: Elvis Costello ließ es sich nicht nehmen, in diesem Song den „three-time loser“ zu verkörpern. Abwechslungsreiches Album einer reifen, aber noch immer höchst
unternehmungslustigen Künstlerin!

CD, 2008, 13 Tracks, Label: Universal Music

Christina Mohr

28.10.2008