V.A.

“LAUT yodeln – Fern–nah–weit“

Mit dem Jodel-Diplom hat frau doch „was Eigenes“ (Evelyn Hamann) – wer einmal einen mehrstimmigen Andachtsjodler gesungen hat, weiß um die Wirkung dieser besonderen Kulturtechnik. Gejodelt wurde und wird fast überall auf der Welt, in vielen Kulturen ist das Jodeln seit jeher ein Verständigungsmittel über weite Distanzen. Doch auch im urbanen Raum erfreut sich das Jodeln zunehmender Beliebtheit, der die kürzlich veröffentlichte Compilation des Trikont-Labels „LAUT yodeln“ jetzt Rechnung trägt. Sie enthält die schönsten Live-Mitschnitte des gleichnamigen, im Sommer 2016 mit dem Münchner Kulturreferat veranstalteten Festivals. Nicht fehlen darf da natürlich die ausdrucksstarke US-Schweizerin Erika Stucky, die viele aus dem Film „Heimatklänge“ kennen. Sie ist schon lange für ihre expressive Gesangskunst bekannt und bekennende Jodlerin. Eine ähnliche Verbindung gibt es bei der Band Yellow Bird, die mit ihrer fröhlichen Modern Roots Music vertreten ist: die US-Amerikanerin Manon Kahle ist die Haupt-Songschreiberin der Band, mit dabei ist außerdem die Schweizerin Lucia Cadotsch. Das Duo Drasch-Reiter, das aus der Geigerin Monika Drasch und Maria Reiter am Akkordeon besteht, vertritt die etwas gesetztere niederbayrische Variante, während die seit über 20 Jahren bestehende afro-keltische Tanzband Baka Beyond um die Sängerin Su Hart das Jodeln von ihren Reisen zu den Baka aus Kamerun mitgebracht hat, wo das Jodeln zum Überleben beiträgt. Neben diesen weiblichen Acts haben wahnwitzige Stimmkünstler wie Christian Zehnder ihren Platz oder das Trio Natur Pur, das eine Art „Jodel-Gregorianik“ betreibt. Die CD zeigt einen zwar kleinen, aber beeindruckenden Teil der großen Vielfalt des Jodelns.

MELODIVA CD Tipp Dezember 2016

CD, 2016, 15 Tracks, Label: Trikont

Mane Stelzer

08.01.2017