Dota

“Kaléko“

Nach dem Erfolg ihres letzten Albums „Die Freiheit“ hat es Dota Kehr und ihrer Band auf ihrem neuen Album die Großstadtlyrik von Mascha Kaléko (1907-1975) der 20er und 30er Jahre angetan. Kaléko hatte schon in jungen Jahren ein bewegtes Leben, 1938 musste sie als Jüdin vor den Nationalsozialisten in die USA fliehen. Ihre bittersüßen Gedichte, die die Lebenswelt der kleinen Leute und die Atmosphäre im Berlin ihrer Zeit widerspiegelten, hat Kehr jetzt mit ihren Kollegen in ein liebevoll mit Gitarren, Drums, Fender Rhodes, Akkordeon, Tuba, Trompete und Flügelhorn instrumentiertes Gewand gekleidet. Duett-Gäste wie Karl die Große, Uta Köbernick, Alin Coen, Konstantin Wecker u.a. machen das Ganze gar zu einem generationen-übergreifenden Liedermacherprojekt. Dass die Texte nicht von ihr sind, fällt nicht wirklich auf, Dota und Mascha sind einfach Schwestern im Geiste. Zeilen wie „Man braucht nur eine Insel | allein im weiten Meer | Man braucht nur einen Menschen | den aber braucht man sehr“ könnten auch von Kehr stammen. An manchen Stellen lassen die Songs aber eine Brise aus längst vergangenen Zeiten herüberwehen, wie z.B. in „Ganz kleiner Schwips“, in dem Kaléko „kognacfroh“ andere unter den Tisch trinkt. Ein bezauberndes Album, auf dem Dota Kehr in großartiger Weise der zu Herzen gehenden Kunst der Dichterin eine Bühne gibt.

CD, 2020, 14 Tracks, Label: Kleingeldprinzessin Records

Mane Stelzer

05.05.2020