Brigitte Angerhausen

“Inside Out“

Drei Jahre ist es nun her, dass Brigitte Angerhausen mit ihrem Debutalbum „Beyond The Border“ ihren Einstand als Jazzpianistin gefeiert hat. Im Herbst letzten Jahres ist nun ihr zweites Album „Inside Out“ erschienen, das übrigens auch auf Vinyl erhältlich ist (yeah, die schwarze Scheibe lebt!). Wie hat sich Angerhausen seit dem musikalisch weiter entwickelt, was hat sich geändert, was ist gleich geblieben? Erst einmal bestätigt das zweite Album, dass Angerhausen eine Vertreterin der leisen, melancholischen Töne ist und wahrscheinlich auch bleiben wird. Das ist ihre persönliche Klangsprache, die sich seit dem ersten Album nicht wesentlich verändert hat. Auch auf der zweiten CD dominieren die lyrischen, zarten Klangstrukturen, die eine intime Atmosphäre entstehen lassen. Das liegt an der Begleitung, die auch nur wenig anders ist gegenüber dem ersten Album: Das Quartett besteht aus dem brillanten Saxophonisten Frank Sackenheim, dem Gitarristen Markus Tiedemann und dem Drummer Jens Düppe. Statt eines Cellisten verleiht der Kontrabassist Volker Heinze dem Klanggewebe präzise Rhythmen, die die dominierenden melodischen Strukturen aufbrechen und damit auch auflockern.
So erklärt die Jazzerin und frühere Tonmeisterin in ihrem Making of (www.angerhausen.org/music), dass in ihrer Klangsprache die Melodie dominiert. Aus einer kurzen, melodischen Sequenz entwickle sich meistens ihre Komposition. Dass die Melodie das Element ist, das die Musik zusammenhält und ihr eine Einheit verleiht, ist deutlich zu hören. Was anders oder neu ist, ist dass das zweite Album ausbalancierter, abwechslungsreicher daher kommt. Das Klavier übernimmt öfter den Part des Lead-Instruments, das Saxophon dominiert nicht mehr jedes Stück. Fazit: Auch das zweite Album präsentiert melancholische Jazzmusik, die man genau anhören muss, um die leisen, aber feinen Zwischentöne wahrzunehmen. Der Kontrabass verleiht der Musik im Gegensatz zu Nr. 1 einen wohltuenden Swing, und auch die Kombination unter den Instrumenten ist ausgewogener. Wünschenswert wäre weiterhin die eine oder andere Extravaganz, sowohl in der Harmonik als auch in der Rhythmik, die noch mehr Abwechslung mit sich bringen würde.

CD, 2013, 11 Tracks, Label: JazzStick Records

Sandra Müller-Berg

05.05.2014