Christin Nichols

“I’m Fine“

Mit ihrer Single „Today I Choose Violence“ zeigte Christin Nichols im letzten Sommer klare Kante. Gegen sexistische Sprüche, unwillkommene Ratschläge und Komplimente, die in Wahrheit keine sind, wie sie wohl jede Frau* – vor allem als Künstlerin* auf der Bühne – schon mal gehört hat. Und wie sie in der Kulturbranche, die sich ja ach so fortschrittlich feministisch gibt, immer noch Alltag ist. Denn letztlich sitzen immer noch zu viele „von sich selbst überzeugte Männer, die eigentlich nichts gegen Gleichberechtigung haben – solange bitte alles so bleibt, wie es ist“, an den Schalthebeln der Macht. Nichols kennt sich aus, sie arbeitet auch als Schauspielerin und war z.B. in der TV-Serie „All you Need“ auf ARD zu sehen. Ihre musikalische Karriere begann sie als Teil des Punkrock-Duos Prada Meinhoff, nun ist sie mit Unterstützung eines Künstler*innenkollektivs erstmals mit einem eigenen Projekt unterwegs. „I’m Fine“ ist ein schön düsterer Mix aus Electro, Dark Wave, Disco, Rock und Punk und jeder Menge 80er-Vibes, die mich an unzählige durchtanzte Nächte erinnern. Nichols denkt, wie sie selbst sagt, in zwei Sprachen, deshalb wechselt sie häufig auch in ihren Songs vom Deutschen ins Englische. Dazu verfügt sie – vielleicht auch der Schauspielerei sei Dank – über eine Chamäleon-gleiche, facettenreiche Stimme. Die Musik trifft mit ihren wummernden Bässen, knarzigen Gitarrenriffs und treibenden Beats ins Mark und macht Laune auf ein baldiges Re-Opening der Clubs: es wird Zeit, dass wir wieder richtig die Sau rauslassen können.

CD, 2022, 12 Tracks, Label: Freudenhaus

Mane Stelzer

02.02.2022