Mari Kalkun

“Ilmamõtsan“

Sieben Jahre hat es gedauert, bis Mari Kalkun ein neues, drittes Soloalbum veröffentlichen konnte – Zeit, die sie mit der Beendigung ihres Masterstudiums in traditionellem Gesang, der Geburt einer Tochter, der Gründung einer Band, der Produktion einer Kinder-CD, der Einrichtung eines Homestudios und vielem Leben mehr verbracht hat. Ihr neues, eigenes Studio steht mitten in der Natur, die Musik auf “Ilmamõtsan” ist, wie sie selbst sagt, mit Blick aus den Fenstern und von den verschiedenen Wetterphänomenen beeinflusst entstanden. „Ilmamõtsan“ heißt wörtlich aus dem estnischen Võro-Dialekt übersetzt „der Wald der Welt“ und Kalkun zeigt damit ihre und die tiefe Verbindung ihrer Landsleute mit dem Wald, erweitert ihre Sicht aber gleichzeitig auf die Welt und die Veränderungen der Moderne. So sind ihre in ihrem Heimatdialekt verfassten Lieder zum einen Lebensbegleiter, ein Abschiedslied für ihren sterbenden Vater, ein Geburtslied für die Tochter, ein Song zur Hochzeit guter Freunde, ein Lied zum Frühlingsanfang. Sie setzt in ihren Songs aber auch Aktivisten ein Denkmal, die mutig gegen Missstände und Ungerechtigkeiten damals wie heute vorgingen und -gehen. Dazu begleitet sie sich meisterhaft auf der Kannel, einer griffbrettlosen Kastenzither, die in Estland, Finnland und Karelien weit verbreitet ist, spielt aber auch Akkordeon, Harmonium und mehr. Ihre Songs sind wunderbar luftig und erdig zugleich, ihr Gesang eine zauberhafte Lautmalerei. Mari Kalkun zu hören ist ein bisschen wie Urlaub machen.

CD, 2018, 12 Tracks, Label: Nordic Notes

Mane Stelzer

19.02.2018