Sinéad O'Connor

“I do not want what I haven’t got“

Sie war die berühmteste Heulsuse der frühen neunziger Jahre: die Irin Sinéad O’Connor wurde durch ihre Coverversion von Prince‘ „Nothing Compares 2U“ zum MTV-Star, vor allem wegen des emotionalen Videos, in dem Sinéads echte Tränen flossen. Es ist ein bisschen schade, dass O’Connor bis zum heutigen Tage ausschließlich mit „Nothing Compares 2U“ in Verbindung gebracht wird, denn sowohl ihr künstlerisches Oevre als auch ihre Persönlichkeit sind intensiverer Beachtung würdig. 1987 erschien ihr Debütalbum „The Lion and the Cobra“, die Single „Mandinka“ wurde zu einem Achtungserfolg, zu dem ihr ungewöhnlich martialisches Äußeres gewiss seinen Teil beitrug: schon damals trat sie mit Glatze und Springerstiefeln auf, der Kontrast zu ihrer glockenklaren Stimme und den anspruchsvollen Kompositionen war frappierend. Sinéad O’Connor stammt aus einer erzkatholischen Familie, ihr gesamtes Werk ist vom Kampf gegen kirchliche Bigotterie geprägt (bei gleichzeitiger Tiefgläubigkeit O’Connors); so prangerte sie zum Beispiel mehrfach priesterlichen Kindesmissbrauch an, was zu ihrer Exkommunizierung führte. Auch ihre eigenen Erfahrungen mit familiärer Gewalt und Missbrauch machte sie stets zum Gegenstand ihrer Texte, weshalb sie nie zur leicht vermarktbaren Mainstreamkünstlerin werden konnte – bis eben zu „Nothing Compares 2U“. EMI veröffentlicht nun zum knapp 20-jährigen Jubiläum eine Luxusedition des Albums „I do not want what I haven’t got“, auf dem sich neben dem omnipräsenten Hit weitere wichtige Songs wie „The Emperor’s New Clothes“, „Three Babies“ und „The Last Day of our Acquaintance“ befinden. Die Bonus-CD beinhaltet Coverversionen von „Night Nurse“, Cole Porters „You Do Something to me“ und John Lennons „Mind Games“, dazu B-Seiten und zwei bislang unveröffentlichte Songs.

Doppel-CD, 2009, 10 + 10 Tracks, Label: Chrysalis

Christina Mohr

27.04.2009