
Frida Ånnevik
“Her Bor“
Die Mittdreißigerin Frida Ånnevik kann schon auf eine beachtliche Karriere zurückblicken. 2009 gewann sie den Grappa Newcomer Award, gab kurz darauf ihr Debütalbum heraus und danach hagelte es Nominierungen und Preise, u.a. den renommierten Spellemannsprisen für ihre poetischen Texte und klugen Wortspiele auf ihrem letzten Album „Ville ord“ (2013). Die Liebe zur Sprache wurde früh bei ihr angelegt. In einem Interview erzählt sie, dass es zuhause ganz normal war, „dass man immer etwas geschrieben hat“ – die Mutter ist Journalistin, der Vater selbst Folkmusiker. Sie wuchs mit der Musik der Beatles und Joni Mitchell’s auf. Als Kind wurde sie außerdem von den Texten des Liedermachers Gustav Lorentzen fasziniert; dass etwas glücklich und traurig zugleich sein kann, hat sie schon damals bewegt. Auf ihrem neuen Album hat sie ihm einen Song gewidmet. Im Opener schreibt sie über ihre Freunde, die dauernd Dinge verlieren, aber auch über ihre eigenen neurotischen Ängste auf Reisen. Die Flüchtlingskrise und die Diskussionen darüber hat sie in ihren Texten bewegt. In einem anderen Song beschreibt sie Szenen einer Party aus verschiedenen Perspektiven, wie ein kleines Theaterstück, in dem zwei Personen gleich viele Rollen spielen. „Her Bor“ (Hier leben) ist nach eigenen Aussagen ihre bisher persönlichste Platte, mit der sie viel von sich preisgibt. Passend dazu lässt sie sich von einer sensiblen Band begleiten. Neben Bass, Schlagzeug gehören Gitarre, Piano, Synthies, Wurlitzer, Mellotron, Omnichord, Klarinetten und nicht zu vergessen die wunderschöne Kantele zu den Klangfarben, die eine träumerisch-traumverlorene, eher kühle Atmosphäre schaffen.
MELODIVA CD Tipp Juli 2017
CD, 2017, 8 Tracks, Label: Grappa
Mane Stelzer13.08.2017