Marianne's Bag

“Hard To Catch“

Manchmal fördern Handtaschen Erstaunliches zutage. Die der Schweizer Musikerin Marianne Keel ist so eine. Ihr Bandprojekt mit Namen „Marianne’s Bag“ und dessen Debüt „Hard To Catch“ birgt wunderbaren, ja, wie könnte man es nennen, Jazz-Kammer-Pop. Schon bei den ersten Takten kommen Erinnerungen an Elvis Costello’s „Juliet Letters“, die er 1993 zusammen mit dem Brodsky Quartet eingespielt hat. Denn bei Keel’s Band gehen ein virtouses Jazztrio und ein kongeniales Streichquartett eine ebenso stimmungsvolle Verbindung ein, die eine ungeheure Vielfalt an Atmosphären ermöglicht. Violinen, Viola, Violincello eröffnen das Album mit einem Tänzchen („Little Girl“) und Sängerin Keel singt mit wunderschöner, leicht heiserer, warmer Altstimme von dem kleinen Mädchen mit braunem Haar, das sich vertrauensvoll in ihre Arme wirft. Mit „Lovely“ zieht Drama ein, „Hard To Catch“ beschreibt schwerfällig und düster die schwierige Suche nach Liebe. Keels poetische Kompositionen, ausgefeilte Arrangements, interessante Rhythmisierungen von Schlagzeug und Kontrabass, die wechselnden Stimmführungen, die Klangfarben der Streicher, das melancholische Klavierspiel von Niculin Christen, der auch mitkomponiert, -arrangiert und –produziert hat – all das macht „Hard To Catch“ zu einem überaus spannenden Album. Immer mehr zieht einen dieses Album an, bis in „A Deer A Soul On Four Legs“ die Dynamik ihren Höhepunkt erreicht. Dieser Song ist der Hinhörer des Albums, und man freut sich über den Refrain wie über ein tolles Ding, das einem jemand heimlich in die Tasche gesteckt hat.

MELODIVA CD Tipp Oktober 2012

CD, 2012, 10 Tracks, Label: Meta Records

Mane Stelzer

12.11.2012