
Jemma Endersby
“Golly Gosh!“
Sehr gut möglich, dass frau die Stimme von Jemma Endersby schon öfters gehört hat, und zwar als Backgroundsängerin von Max Herre, Rea Garvey und den Fantastischen Vier. Nach den vielen „Fremdeinsätzen“ war ein eigenes Album der in Deutschland lebenden Britin längst überfällig: Jetzt ist „Golly Gosh!“ draußen und überzeugt auf ganzer, pinkfarbener Linie. Wobei „pink“ bei Jemma Endersby nicht heißt, dass sie auf derselben pseudo-ironischen Powerpop-Schiene fährt wie Meghan Trainor (worauf frau angesichts des Stylings ja kommen könnte), die bei aller Resolutheit so zeitgemäß rüberkommt wie Mama Hesselbach. Jemma Endersby ist anders, vielleicht auch weil sie die englische Pop-Schule verinnerlicht hat. Ihre eigenen Songs versprühen den Geist der Spice Girls, Bananarama, Altered Images: Ja, das ist bunt, knallig und absolut catchy – die Refrains von „Let You Go“, „Hard To Find“, „Bubble“ oder dem HipHop-inspirierten „Coolest Chick“ singt frau sofort lautstark mit, getanzt wird sowieso. Und auch wenn Endersby vor allem in den Balladen („Creeping Arms Of Love“, „Spiderman Song“) gern eine nostalgische Note unterbringt, ist die Produktion insgesamt total modern, nicht gewollt-gestrig. Die Lyrics verbreiten eine sehr sympathische, tendenziell selbstzweiflerische Haltung, die einen schönen Kontrast zum Hoppla-hier-komm-ich-Covermotiv bildet.
CD, 2015, 12 Tracks, Label: Monohausen
Christina Mohr13.04.2015