Pauline Réage

“Gentle Destruction“

Was wie der Name einer Chansonnière klingt, ist in Wahrheit ein Leipziger Quintett, das mit „Gentle Destruction“ die Jazzlandschaft aufwirbelt. Hinter dem Bandprojekt steht die Sängerin und Komponistin Anna Munka, die ein Powertrio um sich geschart hat: die Pianistin Olga Reznichenko, Robert Lucaciu (b) sowie Maximilian Breu (dr). Munka hat sich in den letzten Jahren mit Jazz & Lyrik-Projekten einen Namen gemacht, sie nutzt „Lyrik, O-Töne und manchmal sogar wissenschaftliche Texte, um Jazzgesang in einen relevanten Kontext zu setzen“. Sie sieht den Jazz in der Verantwortung, Veränderungen anzutreiben und setzt sich mit Selbstfürsorge, gesellschaftlichen Erwartungen, den Problemen unserer Zeit und dem Menschsein an sich auseinander. Ihre gesungenen und gesprochenen Texte kleidet sie in eine expressiv-explosive Musik, die die verschiedensten Backgrounds der vier ausdrucksstarken Musiker*innen widerspiegelt – von A Cappella über Noise und Metal zu Indiepop und natürlich Jazz. Es ist eine spannende Schau nach innen und außen, die mit Nachsicht auf die Fehler der Menschen schaut und für Selbstbehauptung und Empowerment eintritt: „I will take my rage and use it for love“. Mein Favorit: „The Lock“, das sich durch gemeinschaftliche Stimmpower zu einem chorischen Höhepunkt emporhebt. Wow!

CD, 2024, 12 Tracks, Label: Boomslang Records/Galileo MC

Mane Stelzer

03.12.2024