Tania Saleh

“Fragile“

Tania Saleh wuchs in Beirat auf und war sechs Jahre alt, als der libanesische Bürgerkrieg begann. Sie ist eine der Gründerinnen der alternativen Musikszene im Libanon, sah dort aber keine Zukunft mehr für sich und ging ins Exil, was den Startpunkt für ihr neues, neuntes Studioalbum bildete. „Fragile“ ist eine Art Reisetagebuch in diesem neuen Lebensabschnitt, in dem sie sich mit Identität, Entwurzelung und dem Chaos des modernen Lebens auseinandersetzt. Von ihrem Neustart erzählt sie im Opener „Ghasseel Dmegh (Brainwash)“, wie sie sich selbst neu programmieren musste, um den „monotonen Klingelton ihres Lebens“ zu ändern und ihm eine neue, positive Richtung zu geben. Auch „Matrah (Territory)“ zeichnet die Suche nach einer neuen Heimat nach, das Hin und Her zwischen Verzweiflung und Hoffnung. „Marajeeh (Swings)“ feiert die Leichtigkeit, die sich nicht um das Morgen schert. „Wo ist mein Platz in dieser riesigen Maschine? Was wird von uns übrigbleiben, wenn wir nichts als den Himmel haben werden?“, fragt sie in einem weiteren Song. Überhaupt ist es unsere Welt, die ihr Sorgen bereitet: ein System, in der wir alle von Maschinen abhängig sind und von ihnen kontrolliert werden, das kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen scheint. Saleh hat die Musik für ihre arabischsprachigen Texte gemeinsam mit dem norwegischen Arrangeur und Komponisten Øyvind Kristiansen ersonnen. Und wie man es von ihr kennt, mischt sie auch hier wieder auf originelle Weise akustische Instrumente wie Piano, Klarinette, Flöte, Percussion, Oud und Kanoun mit elektronischen Klängen. Video

CD, 2025, 10 Tracks, Label: tantune

Mane Stelzer

08.08.2025