Mafalda Arnauth

“Fadas“

Der Fado gehört zu einem der interessantesten Volksmusikgenres der letzten Jahrhunderte. Der meist von einem Instrument begleitete Sologesang entwickelte sich in einem Armenviertel Lissabons Ende des 18. Jahrhunderts und ist hauptsächlich in Lissabon, zusammen mit den beiden Städten Porto und Coimbra, verortet geblieben. „Fado“ leitet sich vom lateinischen „fatum“ – Schicksal – ab. Damit ist dann auch schnell die inhaltliche Richtung klar: mit großer Melancholie und Weltschmerz werden politische Missstände, unerwiderte Liebschaften und Unglücke aller Art besungen. Bis heute bietet der Fado eine gute Gelegenheit, für geübte Laiensänger vor einem kleinen Publikum (meist in Kneipen oder Cafés) aufzutreten. Der Gesang zeichnet sich durch reiche melodische Verzierungen aus, die innerhalb der Tonarten spazieren zu gehen scheinen. Wie etliche andere Kunststile Portugals zeigt auch der Fado eine Besonderheit auf, die sich aus den Einflüssen aus Arabien erklären lassen und deshalb auch keine Parallele im westeuropäischen Raum hat. Der Fado hat nun in den letzten Jahren einen beachtlichen Aufschwung erfahren und ist in Westeuropa „angekommen“. Zu der neuen Generation der Fadista gehört auch die Portugiesin Mafalda Arnauth, die in ihrem vorliegenden Album „Fadas“ den großen Legenden des Fado huldigt. Sie schließt bewusst an die Tradition an, verzichtet auf Crossovers wie beispielsweise die Fadista Cristina Branco, die den Fado mit anderen Genres wie dem Tango kreuzt. Arnauth, die erst als Studentin zum Fado kam, kann mit großer Klarheit und stimmlichem Können an die Größen des Fado aufschließen. Trotz der Präzision wirkt ihr Gesang (die Texte sind alle portugiesisch, es gibt im Booklet auch keine Übersetzung) manchmal nervös und fahrig. Die einzigartige melancholische Atmosphäre mag sich deswegen nicht recht einstellen. Dennoch hört man stilistisch „echten“ Fado, der lebendig an eine einzigartige Tradition anknüpft und sich vor ihr verbeugt.

CD, 2012, 12 Tracks, Label: Galileo MC

Sandra Müller-Berg

23.08.2012