Anke Johannsen Band

“„Es war einmal…““

Das Debut der Anke Johannsen Band startet, wie der Titel es bereits andeutet, mit einem Märchen, fast zu schön, um wahr zu sein – von dem Glück, die Liebe zu finden, obwohl man gar nicht nach ihr gesucht hat. Und da sind wir schon bei einem Charakteristikum dieser Platte: sie ist durchweg positiv gestimmt und spart sich dramatische Entwicklungen, die sonst Märchen auszeichnen. Die Liedermacherin hinter diesen Songs scheint entweder zu den optimistischen Zeitgenossen zu gehören oder sie ist frisch über beide Ohren verliebt oder beides. Mit warmer, entspannter Altstimme hält sie in „Anlehnen“ die tröstende Schulter hin, beschwört in „Ein gutes Team“ die gemeinsame Stärke, spricht Mut zu neuen Wegen zu („Dein neues Leben“, „Greif nach den Sternen“) und besingt im letzten Song ihre Dankbarkeit über die Sonne und den Regen. Hitpotential hat „Liebe ist überall“, von einer zuckersüßen Glockenspiel-Melodie begleitet singt sie gegen die „Trübsalblasallee“ mit allen Farben der Liebe an. Spannend wird es in der zweiten Hälfte des Albums, wenn ein langes Intro in „Das Leben ist ein Traum“ einstimmt und die Musik im aufs Wesentliche reduzierten „Alles auf Null“ vom Jazz geküsst wird. Hier kann man schon die Feuerzeuge im Livekonzert aufblitzen sehen. Die Songs sind interessant, meist dezent und warm-akustisch instrumentiert; Johannsen an Flügel, Wurlitzer und Rhodes wird von Jens Otto an Schlagzeug und Glockenspiel und Andreas Reinhard an E-, Fretless- und Kontrabass unterstützt, als Gastmusiker spielt Manfred Franzkowiak an Akustik- und E-Gitarre mit. Diese drei erweisen sich als zurückhaltende und sensible Musiker, die mit interessanten Ideen aufwarten. Keine Frage, dieser Pop-Jazz-Soul-Mix ist eingängig und soll „good feelings“ bescheren – eine „Musik, bei der die Leute sich gut fühlen“, wie Johannsen im Interview sagt. Allerdings klopft sie mit ihren direkten deutschen Texten, die den einen oder anderen kryptischen Umweg, das eine oder andere Geheimnis oder rätselhafte Bild durchaus vertragen würden, wahrscheinlich ungewollt ans Schlagergenre an. Mein Fazit: Wer gerade durch eine Krise geht und neuen Mut sucht, sollte sich diese Platte unbedingt zu Gemüte führen, denn Anke Johannsen’s Musik ist so wohltuend wie der Zuspruch einer guten Freundin. Ich für meinen Teil warte gespannt auf die Fortsetzung des Märchens, hoffe auf eine böse Stiefmutter und tragische Verwünschungen und sage „Etwas mehr Drama bitte!“.

CD, 2012, 10 Tracks, Label: Blumenwiese

Mane Stelzer

21.05.2012