Tori Freestone

“El Barranco“

„El Barranco“ (span. für „die Schlucht“), genau genommen „El Barranco de Masca“ auf Teneriffa ist Tori Freestone ans Herz gewachsen und diente ihr als Inspriation sowohl für den Titel des ersten Songs als auch für die Namensgebung eines Freejazz-Albums ihres Trios. Die drei MusikerInnen haben sich mit ihren Stücken der letzten Konzerte ins Studio aufgemacht, um diese dort festzuhalten. Die Aufnahmen entstanden 2015 in London und es handelt sich bei fast allen Titeln um „first takes“, sprich die erste Version der Aufnahme wurde jeweils direkt ohne weiteres Einspielen verwendet. Die freie Improvisation des Trios, im stetigen Bezug aufeinander, ist das formgebende Stilelement. Das Trio bildet sich aus der britischen Tenorsaxophonistin Tori Freestone und ihren langjährigen Kollegen, dem Bassist Dave Manington und dem Drummer Tim Giles. Mein Anspieltipp „Identity“ ist ein guter Einstieg in das Improvisationsgeschehen der drei. Es ist die gleichwertige Konstellation von Schlagzeug, Bass und Saxophon. Was zunächst wie ein wildes Durcheinander wirkt, löst sich im Verlauf zu einer Struktur hin auf. Vom Titel „The Press Gang“ sind zwei Variationen auf dem Album zu finden, eine instrumentale und eine Variante mit Texten. Das Besondere: beide Stücke funktionieren auch unabhängig voneinander, mit je eigenem Charakter. Mein Fazit: „El Barranco“ ist eine Platte mit klarem ehrlichem Jazz, ohne viele Schnörkel, dennoch mit Charme und einem wunderbaren Tenorsaxophonsound. Außerdem werte ZuhörerInnen, echter Improvisations-Jazz darf ein wenig sperrig und kantig sein.

CD, 2017, 9 Tracks, Label: Whirl Wind Recordings

Anja Klein

03.05.2017