Sinne Eeg

“Don’t Be So Blue“

Ganz anders klingt die Sache bei Sinne Eeg. „Don’t Be So Blue“ heißt es hier, doch das ganze Album ist von einer solchen bittersüßen Grundstimmung geprägt, dass sich selbst bei bester Laune die Melancholie augenblicklich heranschleicht. Die 10 Tracks auf dem Album sind alle wunderbar traurig, Songs von Verlust, Verrat, Verzweiflung, vom Abschied nehmen und letzten Begegnungen. Schöner als mit dieser CD ist Liebeskummer kaum zu zelebrieren. Schon das eröffnende Titelstück bewirkt genau das Gegenteil von der Aufforderung, nicht traurig zu sein. Und weiter geht es in einem herzzerreißenden Guss auf der Autobahn der Einsamkeit. Mit ihrer klaren Stimme intoniert Sinne Eeg die pure Sehnsucht. Sie singt von Zeichen sterbender Liebe, die nicht rechtzeitig erkannt werden („The Writing On The Wall“), vom einsamen Wandeln auf nächtlichen Straßen („The Streets Of Berlin“), von Melodien, die schmerzhafte Erinnerungen hervorrufen („Down On West Fuxing Lu“). Fast alle Songs sind Eigenkompositionen der skandinavischen Sängerin, mit Ausnahme von zwei Roggers/Hammerstein Stücken aus dem Musical „The Sound of Music“. Doch selbst diese im Original fröhlichen Stücke klingen bei Sinne Eeg wehmütig, traurig und sehr, sehr blue. Begleitet wird die Sängerin von Jacob Christoffersen am Piano, dessen sensibles und dezentes Klavierspiel die wehmütige Grundstimmung der Balladen unterstreicht. Auch Marten Toltgård Ramsbø am Bass und Marten Lund am Schlagzeug setzen ihre Instrumente so feinfühlig ein, dass sie sich nirgends in den Vordergrund drängen. In ihrer Heimat hat Sinne Eeg im letzten Jahr den Dänischen Music Award gewonnen und ihre neue CD wurde zum Vocal Jazz Album des Jahres gekürt. Wer diese Songs hört, versteht warum. „Don’t Be So Blue“ ist ein elegant-melancholisches Album für trübstes Herbstwetter oder eine vergleichbare innere Stimmung.

CD, 2011, 10 Tracks, Label: Red Dot

Tina Adomako

01.05.2011