Mona Mur

“Delinquent“

Was für ein Einstieg! Der Opener brettert mit vollem Tempo los, Schlagzeug und Gitarre wummern um die Wette – und dann Auftritt Mona Mur, Meisterin aller dunklen Klassen, verflucht und feiert den untreuen „Motorboy“, der sexy-elegant von dannen rauscht. „Motorboy“ gibt es am Schluss des Albums nochmal in einem sehr tollen technoiden Remix von And.Y (ja genau, der von den Fantastischen Vier!) zu hören, die elf Songs dazwischen lassen allerdings keine Wünsche offen. Mona Mur, seit gut drei Jahrzehnten eine der wagemutigsten und außergewöhnlichsten Künstlerinnen hierzulande, hat sich für ihr neues Solowerk „Delinquent“ viel Zeit gelassen, aber das Warten war es wert: Unterstützt von illustren Gaststars wie Bettina Köster, Anja Huwe, Annika Line Trost, Kristof Hahn und ihren langjährigen musikalischen Partnern En Esch und Ralf Goldkind realisiert Mona Mur ihre Vision eines „Urban Desperado Style“ (Zitat MM) aus knallharter Elektronik, hypnotisierenden Twang-Gitarren, minimalistischen Loops und zwischendurch geschickt platzierten Spoken-Word-Chansons, in denen Monas rauchige, immer ein bisschen schnoddrige und vor allem unfassbar coole Stimme bestens zur Geltung kommt. Inhaltlich zieht Mona Mur das Delinquenten-/Außenseiter*innen-Ding durch, präsentiert sich in Tracks wie „Sandsturm“ als toughe Kämpferin (die sie auch im echten Leben ist: sie ist Taekwondo-Trainerin) und sexpositive Liebhaberin, ist Herrin der Lage („Vielen Dank, Herr Kapitän“) oder sehnsüchtig-Suchende („Stiefel im Wind“) – und behält beim Spiel mit dem Dominatrix-Image immer ihren Humor. Mona Mur ist eine Abenteurerin, eine Kick-Ass-Feministin mit politischem Bewusstsein („Bäng Bäng“): Wer nach empowernder Musik ohne zeitgeistige Kompromisse sucht, kommt an „Delinquent“ nicht vorbei.

CD, 2019, 13 Tracks, Label: Freibank

Christina Mohr

29.03.2019