Yebba

“Dawn“

Es gibt diese wenigen Momente im Leben, in denen du eine Stimme hörst und sofort erkennst: hier ist jemand ganz Großes am Werk. Bei Adele ging es mir so, Amy Winehouse, Jeff Buckley und wenigen anderen. Aber die 26jährige Yebba aus West Memphis, Arkansas, die trotz ihrer jungen Jahre bereits einen Grammy (2019) und X-Kollaborationen von Ed Sheeran bis Drake vorweisen kann, toppt das jetzt mühelos mit ihrem Debüt-Album „Dawn“. Darin wandelt sie tiefe Trauer und Verletztlichkeit in wahrhaft himmlische Musik um. Der Titel kommt nicht von ungefähr: „Dawn“ ist der Spitzname ihrer Mutter, die sich 2016 das Leben nahm. Mit den Zeilen “How many years will it take for these tears to dry?“ beginnt der Opener und spendet zugleich Trost in der Trauer („These are the moments when I’m with you“). In „Louie Bag“ rechnet sie mit den rücksichtslosen Plattenbossen ab, die versuchten, sie kurz nach dem Tod der Mutter zu einem Vertrag zu überreden. „All I Ever Wanted“ ist ein wunderschöner Lovesong, daneben gibt es ans Herz gehende Balladen wie „October Sky“ und „Paranoia Purple“, Originelles („Boomerang“, „Distance“) und zusätzliche Abwechslung durch Features von A$AP Rocky und Smino. Yebbas „larger-than-life voice“ kann alles; in den Tiefen rau und geerdet, schraubt sie sich im nächsten Moment in erstaunliche Höhen (hab ich schon erwähnt, dass sie mit Gospel aufgewachsen ist?). Ihr Melodienreichtum ist enorm. No way, die Platte wird bei mir in Dauerschleife laufen und zu meinen all time favorites gekürt.

CD, 2021, 12 Tracks, Label: RCA Records

Mane Stelzer

15.09.2021