Birgitta Flick Quartet

“Dalarna“

Das zweite Album des Birgitta Flick Quartetts heißt schlicht „Dalarna“. So schlicht, wie die schwedische Provinz gleichen Namens. Das ist auch ein erstes Indiz auf das, was einen musikalisch erwartet, hier trifft Jazz auf schwedische Volksmusik. Birgitta Flick, die am Berliner Jazzinstitut Saxophon studierte, entdeckte während ihres Erasmus-Stipendiums am Kungliga Musikhögskolan in Stockholm ihre Liebe zur schwedischen Volksmusik. Sie wirkt in verschiedenen Formationen mit, so zum Beispiel im Quintett von Nico Lohmann, dem Peter Tenner Jazz Orchester oder dem German Women’s JazzOrchestra. Ihre Kompositionen sind nicht nur auf dieser Platte zu hören, sondern auch, wenn ihr deutsch-skandinavisches Quartett „Flickstick“ agiert. Mit letzterem erhielt sie 2012 den Jazz Baltica Förderpreis.
Die Aufnahmen für „Darlana“ sind 2013 entstanden und waren im Frühjahr bereit für den Release. Die Musiker setzen sich aus den übrigen Dreien ihres Quartetts Andreas Schmidt am Klavier, Andreas Edelmann am Bass und Max Andrezewski am Schlagzeug zusammen, hinzu kommen die schwedische Jazzsängerin Lina Nyberg sowie die deutschen SaxophonistInnen Silke Eberhard und Nico Lohmann. Sieben der elf Titel des Albums sind Eigenkompositionen, so wie „Den Signade Dag“, übersetzt „Der gesegnete Tag“. Zwei Versionen dieses ursprünglich traditionellen Morgenlieds aus der Provinz Darlana dienten Birgitta Flick hier als Grundlage für das Stück. Bemerkenswert ist, wie die drei Bläser im Satz immer wieder den mystischen Gesang, der mit seinen Worten den Tag anbetet, mehrstimmig umspielen. Der Titel „Nachtlied“ wird nur von den Blasinstrumenten und der Stimme gestaltet und ist inspiriert von der Landschaft um den See Siljan. Freie Improvisationen sind ein Thema, das sich durch das ganze Album durchzieht. Sie finden nahezu in jedem Titel Platz und haben ihren Höhepunkt in dem schon vom Name bezeichnenden Stück „Free“. Frei, experimentell und impulsiv lassen die Sieben den Raum erklingen, gemeinsam und doch jeder auf seine eigene Weise.
Die Platte ist eine gelungene Widmung an die Provinz in Schweden, beinahe so schwedisch wie es die von dort stammenden roten Holzpferde, Sinnbild schwedischer Folklore, nur sein können. Die freien Elemente des Modern Jazz verbinden sich mit denen der traditionellen Musik und sorgen für Abwechslung. Das Birgitta Flick selbst keine Schwedin ist, tut der Sache keinen Abbruch, die Musik, die dahinter steht, ist es auf jeden Fall.

CD, 2016, 11 Tracks, Label: Double Moon Records

Anja Klein

22.05.2016