Iris McLaughlin

“Chasing Unicorns“

Ungemütlich kann es werden in Neuseeland in unseren Sommermonaten, wenn der eiskalte Wind vom Südpol die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen lässt. Da macht sich die 1978 nach Christchurch ausgewanderte Nürnbergerin gern auf in die alte Heimat, um Freunde zu treffen, mit ihnen zu musizieren und – mit 60 Jahren ihre erste CD aufzunehmen. Hut ab und Respekt, Frau McLaughlin! Denn herausgekommen ist dabei ein durchgehend gelungenes, stimmiges Werk, changierend zwischen Ballade, Blues und Jazz. Ihre klare, warme Stimme weist ein dunkel schwingendes Timbre auf, das bisweilen an Joan Armatrading erinnert. Von Phrasierung und Songwriting her sind auch Anklänge an Joni Mitchell erkennbar. Thematisch dreht sich alles um die im Titel angesprochene Jagd nach Einhörnern – Metapher für die Suche nach der Wärme und Geborgenheit einer Beziehung. Tieftraurig in „Blue Days“, nachdenklich in „All Smoke And Mirrors“, powervoll und selbstironisch im bluesig-jazzigen „Christchurch Winter Blues“ und besonders berührend im sehnsuchtsvollen „I Pray To Heaven“. „Man jagt’s halt, das Einhorn, egal wie alt man ist“, so die sympathische, mindestens 10 Jahre jünger wirkende Iris im Live-Konzert. Wir alle sind Gefangene des inneren Hungers („Not A Good Look“) – wie wahr! Sensibel begleitet werden die bis auf eines von ihr komponierten Lieder von Akustikgitarre (Werner Tharandt) und Klavier, Keyboards und Harmonika (Christoph Nützel). Mein Tipp: hören, wenn draußen die Herbststürme toben, und sich an einer funktionierenden Beziehung oder wenigstens der Zentralheizung erfreuen…

CD, 2012, 12 Tracks, Label: http://www.pacificlight.de/

Fee Kuhn

03.09.2012