Céu

“Caravana Sereia Bloom“

Den neuen Streich der Brasilianerin Céu (port.=Himmel) bezeichnet die Promotionfirma als „Brasilianischen Bohemian-Trip mit Wildwestflair“. Und wirklich, ein Hauch Siebziger liegt in der Luft, wenn die ersten Takte des orgellastigen Openers „Falta de Ar“ (Atemnot) ertönen. Der muntere Stilmix scheint überhaupt das Motto der Künstlerin zu sein, die schon auf ihrem Erstling „Céu“ den Samba ihrer Heimat mit funky Grooves, Soul und Dub mischte und reichlich Lorbeeren dafür erntete: für ihr Album wurde sie für den Grammy nominiert und bekam 2008 den Preis der deutschen Schallplattenkritik. Jetzt also die „Karawane der Sirene Bloom“, einem Kultfilm aus dem Jahr 1979 entlehnt („Bye, bye Brazil“), in dem eine bunte Zirkustruppe immer tiefer in die Amazonasregion vorstößt. Es war die „Atmosphäre des Mäandrierens ohne konkretes Ziel und mit unklarem Schicksal“, die die Künstlerin und ihre Mitstreiter inspiriert hat. Céu schlüpft dabei in verschiedene Rollen und wird selbst Akteurin in dem virtuellen Zirkus-Roadmovie. Dabei greift sie tief in die Trickkiste der lateinamerikanischen Rhythmen und flechtet selbst Ska und Reggae in ihr Theaterstück mit ein. Allerdings scheint die Truppe in diesem Fall eher in die Wüstenregionen der USA oder Mexiko vorzudringen, denn die Musik verströmt ein deutliches Wildwestflair. Einerlei: wer Fernweh hat und gerade nicht Urlaub machen kann, sollte diese Scheibe kaufen.

MELODIVA CD Tipp März 2012

CD, 2012, 13 Tracks, Label: Urban Jungle Records

Mane Stelzer

03.04.2012