Dana Fuchs

“Bliss Avenue“

Die perfekte Illusion: Wüsste man es nicht besser, vermeinte man glatt, die 1970 verstorbene Bluesrock-Ikone Janis Joplin zu hören! Stimme, Stil, Timbre – alles perfekt wie bei Janis, nur noch einen Tick müheloser. Das erkannten auch die Macher des Musicals „Love, Janis“ und besetzten die Hauptrolle in Amerika mit der 1976 geborenen Sängerin. Diese stammt aus einer Rockmusik-begeisterten Familie und hatte mit 16 Jahren bereits ihre erste Band. Bald folgten Auftritte mit namhaften Acts, doch zum ganz großen Wurf reichte es nie. Sehr schade, aber vielleicht gelingt er ihr mit der dritten CD, das Zeug dazu hätte sie. Getreu dem Motto „Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht das Hüten der Asche“ hören wir alle Facetten einer traditionellen amerikanischen Musikart – alles selbst komponiert und getextet von der attraktiven Shouterin. Da finden sich treibende Bluesrock-Kracher („How did we Get this Way“) neben Souligem mit swingendem Gospelchor („Handful Too Many“), da gibt es die tiefdunkelblaue Ballade („So hard to Move“) und den Countryschmachter („Long long Game“), bei dem sie sogar Janis’ „Southern drawl“ perfekt drauf hat. Die Texte bewegen sich (sic!) zwischen Lebensgier und Traurigkeit, und die Band rockt amtlich. Meine Favoriten: „Baby loves the Life“, die ergreifende Geschichte einer alternden Frau, die den wilden Lebensstil ihrer Jugend nicht loslassen kann, und das berührende „Vagabond Wind“. Demnächst tourt die Lady durch Deutschland – hingehen und hören, wie Rockgesang funktioniert!

CD, 2013, 12 Songs, 47.51 min., Label: Ruf Records

Fee Kuhn

30.07.2013