Gretchen Peters

“Blackbirds“

Gretchen Peters ist eine Musikerin, die vor allem CountryfreundInnen bekannt sein dürfte. Die gebürtige New Yorkerin zog in den späten Achtzigern nach Nashville und begann vor allem für andere Hits zu schreiben, Martina McBride, Etta James, Neil Diamond oder Bryan Adams, um nur einige zu nennen. Mehrfach war sie für den Grammy und Golden Globe nominiert, 2014 wurde sie in die Nashville Songwriters Hall of Fame aufgenommen. „Blackbirds“ ist ihr inzwischen siebtes Studioalbum. Als sie im Sommer 2013 an den neuen Songs zu arbeiten begann, war sie innerhalb einer Woche auf drei Beerdigungen und einer Hochzeit. Es dämmerte ihr, dass dies der Lauf der Dinge ist, wenn man älter wird. So lag auf der Hand, dass sie sich auf ihrem neuen Album auch mit den für Frauen im Musikbusiness delikaten Themen Alter und Sterblichkeit auseinandersetzt: „Aging seems to be a taboo subject for female singer-songwriters, in part because our value has depended so much on our youth and sexuality. I want to write about that stuff because it’s real, it’s there, and so few women seem to be talking about it“. So ist „Blackbirds“ vor allem ein melancholisches Country noir-Album geworden, das all die Momente einfängt, die wir gern unter der Decke halten würden, und ihnen mit Verständnis und Ehrlichkeit begegnet. Dazu gehören Geschichten von einem Fischer am Golf von Mexiko, der seine Frau beerdigt, nachdem er durch die BP-Ölpest alles verloren hat (“Black Ribbons”) oder vom Kriegsveteran, der sich nicht mehr zuhause zurechtfindet (“When All You Got Is A Hammer”). Und dass wir uns alle irgendwann unserer Vergänglichkeit stellen müssen – gut, wenn es so schön klingt wie in Gretchen Peters‘ „Blackbirds“.

MELODIVA CD Tipp Februar 2015

CD, 2015, 11 Tracks, Label: Proper Records

Mane Stelzer

15.03.2015