Ohbijou

“Beacons“

„Natürlich, Kanada!“, möchte man ausrufen, ist es doch schon beinah selbstverständlich geworden, dass junge Bands mit interessanten musikalischen Ideen aus Montreal, Toronto, Québec oder Ottawa stammen. Auch Ohbijou leben in Toronto: Ursprünglich als Soloprojekt der in Ontario geborenen Casey Mecija gestartet, wuchs Ohbijou bald zum Septett heran. Die Schwestern Casey und Jenny bilden den Kern der Band, dazu kommen befreundete MusikerInnen, die ein für Pop eher ungewöhnliches Instrumentarium aus Cello, Ukulele, Glockenspiel, Mandoline, Klavier, Banjo und Violinen bedienen. Die Songs auf Ohbijous zweitem Album „Beacons“ sind luzide und leicht, fragil und schwebend zwischen Folk, Indiepop und psychedelischen Ausflügen, navigiert von Caseys klarer, jugendlicher Stimme. Kritiker verglichen die Band mit Mazzy Star, aber Ohbijou klingen weit weniger melancholisch als Hope Sandovals und David Robacks „Dream Pop“; ein bisschen ätherisch vielleicht, aber ohne dunkle Abgründe. „Cliff Jumps“ gleitet auf einem zarten Geigenteppich dahin, bei „Cannon March“ dominiert ein chansoneskes Piano, „Thunderlove“ ist ein zartes Liebeslied, während „Wildfires“, das fröhliche „Eloise & the Bones“ und der Opener „Intro to Season“ deutlich mehr Drive entwickeln. „Beacons“ klingt so naturfrisch wie ein Picknick auf einer blühenden Wiese, umsummt von Bienen und Hummeln, so dass man sich kaum vorstellen kann, dass dieses Album in der 2,5-Millionen-Metropole Toronto entstanden ist. Aber auch das gehört wohl zu den vielen musikalischen Geheimnissen der Kanadier.

CD, 2009, 12 Tracks, Label: Cooperativ

Christina Mohr

15.06.2009