
Danja Atari
“At The Back Of Beyond She Found An Artichoke“
Nein, Danja Atari ist nicht die Schwester von Ira Atari – aber wenn man bürgerlich Danja Mathari heißt, liegt es nur allzu nahe, „Atari“ als Künstlernamen zu wählen. Verwechslungsgefahr besteht schon ein bisschen, schließlich bespielen beide Atari-Ladies das weite Feld elektronischer Clubmusik. Allerdings operiert Ira Atari im Techno-Sektor, Danja Atari kombiniert viele Stile zu ihrem ganz persönlichen Mix. Geboren in Berlin als Tochter tunesisch-französisch-deutscher Eltern, aufgewachsen im Ruhrgebiet und als Künstlerin im Electro-HipHop-Kollektiv Tengu Basement verortet, vereint Frau Mathari schon von vornherein jede Menge verschiedener Einflüsse in sich. Musikalisch lässt sie sich erst recht nicht festlegen: Rap, Chanson, Achtzigerjahre-Pop und US-amerikanisch geprägter R’n’B, französische und englische Lyrics – woraus schnell konturloser Kuddelmuddel entstehen könnte, macht Danja Atari zu einem ziemlich tollen Album. Der Opener „97“ und das Duett mit Labelkollege Sola Plexus, „Golden Shoes“ sind klare Dancefloor-Magneten, unruhige Jungle- und Drum’n’Bass-Rhythmen gibt’s bei „Something“, schroffen Berlin-Style-Elektro auf „La Vie Est Belle“. Die Ballade „Soeurette“ ist verzichtbar, Danja Atari wollte neben dem Bewegungsprogramm offenbar auch was fürs Herz bieten, na gut. Bei „Trying Goodbye“ bilden verschleppte Knarzbeats einen schönen Kontrast zu Ataris mädchenhaft heller Stimme – ein Effekt, der manchmal ein bisschen überstrapaziert wird, zum Beispiel auch beim House-inspirierten Popsong „Sans Ailes“. Andererseits: kann man mit einer Stimme wie Vanessa Paradis wirklich etwas falsch machen? Nein, kann man nicht.
CD, 2011, 12 Tracks, Label: Z-Muzic
Christina Mohr04.06.2011