Pretenders

“Alone“

Chrissie Hynde’s neues Album unter dem Bandnamen „Pretenders“ beginnt mit seinem rumplig-schönen Titellied „Alone“ und klingt wie ein Loblied auf das Alter: „No one to say ‚You’re doing it wrong | I’m at my best, I’m where I belong | Alone | Yeah, I like it, I like being alone | What are you gonna do about it? Hmm? | Absolutely fuck all | I’ll do whatever I want“. Das singt die 65jährige Musikerin in ihrer unnachahmlichen Art und klingt so dunkel und tief wie wir sie lieben. The Pretenders gründete sie 1978, die Bandmitglieder wechselten häufig, zwei Gründungsmitglieder starben bereits nach wenigen Jahren an ihrer Drogensucht. In den 80ern hatten sie Hits wie „Back on the Chain Gang“ oder „Don’t Get My Wrong“, vor zwei Jahren nahm sie schließlich ihr erstes Soloalbum „Stockholm“ auf. Danach sollte eigentlich ein zweites Soloalbum folgen – mit Multi-Instrumentalist Dan Auerbach (Black Keys) machte sie sich ans Werk – aber während der Produktion von „Alone“ muss sich wohl der alte Pretenders-Geist gemeldet haben, denn die treibenden Gitarren und zackigen Arrangements klangen verdächtig nach dem kraftvollen Bandsound der Pretenders. Also beschlossen die beiden, nach acht Jahren Pause ein Pretenders-Album zu produzieren. „Von all meinen Alben liebe ich dieses am meisten. Richtige Musiker spielen richtige Musik. Es hat 48 Stunden gedauert, um jeden Ton zu singen und aufzunehmen. Aber 40 Jahre, um sie vorzubereiten,“ so Hynde zur Platte. Großartige Liebeslieder sind darauf zu finden, von Liebesfrust („Never Be Together“, „Chord Lord“) und leidenschaftlicher Hingabe wie auf „Let’s Get Lost“. Eine Prise 70er, Americana-Ausflüge mit Twang-wang Gitarren, und über allem ihr lasziver Gesang, der zum Schluss im berührenden „Death Is Not Enough“ mündet.

MELODIVA CD Tipp November 2016

CD, 2016, 12 Tracks, Label: BMG Records

Mane Stelzer

28.11.2016