
Kat Frankie
“The Dance Of A Stranger Heart“
Dass Berlin eine magnetische Wirkung auf KünstlerInnen aus aller Welt ausübt, ist bekannt. Leute wie Peaches, Chilly Gonzales oder unlängst !!! (Chk Chk Chk) fanden in der Hauptstadt zu ihrem charakteristischen Stil; die Musik der eben Genannten erlaubt den Schluss, dass Berlin offenbar in erster Linie zu knalligen Dancesounds inspiriert. Nach
Berlin zu kommen, um Folk zu machen, scheint dagegen eher selten zu sein. Die aus Sydney stammende Sängerin, Gitarristin und Komponistin Kat Frankie tat aber genau das: sie zog 2004 nach Berlin, knüpfte Kontakte zur hiesigen Indie-Folkszene und veröffentlichte ’08 das vielbeachtete Debütalbum „Pocketknife“ auf Kitty Solaris‘ Label /Solaris Empire/. Jetzt ist ihre zweite, im Alleingang produzierte Platte „The Dance Of A Stranger Heart“ draußen und wieder überzeugt die Australierin mit minimalistischen Kammerfolkskizzen: intensiv und emotional sind ihre Songs, dabei niemals „gefühlig“, sondern kraftvoll, zuweilen mit unüberhörbarer Punk-Attitüde („The Wild One“). Parallelen zu Ani
DiFranco, P.J. Harvey, Joan As Policewoman und – wegen des Gesangs – auch zu Feist lassen sich ausmachen, aber Kat Frankie hat ihren ganz eigenen Stil, der zum Einen aus dem sensibel-gekonnten Einsatz von Piano, Akustikgitarre und Fagott entsteht, zum Anderen aus ihrem poetischen Talent. Frankie ist eine kluge Beobachterin mit messerscharfem Blick, die aus dem trüben Alltag in „San Antonio“ lyrische Kleinode schafft; sie seziert „People“ und sinniert über ihren eigenen Tod („Death of Me“), ohne Trübsal zu blasen. Wie gesagt, effektheischerischer Lärm ist Kat Frankies Sache nicht. Aber wer sich mit etwas Muße auf „The Dance Of A Stranger Heart“ einlässt, wird reicht
belohnt.
CD, 2010, 10 Tracks, Label: Zellephan
Christina Mohr19.09.2010