V. A.

“Blues Harp Women“

Mehr als 30 Künstlerinnen sind auf diesem Doppelalbum vertreten. Was sie alle eint, ist nicht nur die Liebe zum Blues, sondern vor allem die Liebe zu einem außergewöhnlichem Instrument: der Richter- oder Mundharmonika, auch als Blues Harp bekannt. Mit diesem Album ist mir erstmals so richtig bewusst geworden, zu welch großen Tönen sich dieses kleine Instrument eignet. „Blues Harp Women“ dürfte das erste Album sein, das eine solche geballte Frauen-Blues-Harp-Power präsentiert. Dabei ist der Begriff Blues hier sehr weit gefasst. Zu hören gibt es Blues in allen erdenklichen Variationen – ob Jazz, Rock, Soul, R & B, Rock n‘ Roll, Country oder Delta Blues – jede Richtung ist hier vertreten. Bis auf Marion Turner und Dorothy Jane „DJ“ Gosper, die beide aus Australien stammen, kommen die meisten Musikerinnen aus den USA. Zu hören sind u.a. Big Mama Thornton, eine Mundharmonika-Legende, von der nach dem Tod mehr Alben veröffentlicht wurden als zu Lebzeiten. Die 1984 verstorbene Blues-Sängerin war die erste, die den späteren Elvis-Hit „Hound Dog“ aufnahm. Hier ist sie mit „Big Home Shakedown“ vertreten, ein Song in bester klassischer Blues Tradition. Zu den bekanntesten derzeitigen Harmonika-Spielerinnen der USA zählt sicherlich Annie Raines. Hier gibt sie mit „Looking Good“ eine großartige 7-minütige Solo-Performance. Sehr beeindruckend führt sie mit ihrer Zungen- und Atemakrobatik vor, welche musikalische Bandbreite in einer Mundharmonika steckt. Während Terry Leonino mit „Meet Me Where They Play The Blues“ eher auf die leisen Harmonika-Töne setzt, geht es bei Dana Dixon auf „Crazy Maisie“ richtig rockig zu.
Die Songauswahl auf dem Album eignet sich hervorragend als Fetenmusik. Es gibt nicht nur fetzige Songs zum Abtanzen wie Judy Rudins „Hit The Road“, sondern dazwischen immer wieder ruhigere Stücke zum Verschnaufen, wie zum Beispiel eine Instrumentalversion von „Summertime“ auf der Mundharmonika, gespielt von Christelle Berthon.
„Blues Harp Women“ ist eine sehr gelungene Kompilation, die ich allen wärmstens empfehle – egal, welche Musikrichtung Sie bevorzugen.

Doppel CD, 2016, 31 Tracks, Label: Ruf Records

Tina Adomako

22.02.2016