Yasmin Levy

“Libertad“

Als die spanischen Juden ab 1492 Spanien verlassen mussten, nahmen sie ihr Erbe mit ins Morgenland. Über 5 Jahrhunderte hinweg haben die sephardischen Juden die Sprache ihrer Vorfahren gepflegt. In dieser alten Sprache der Juden-Spanier, Ladino, singt Yasmin Levy viele ihrer Lieder. Ladino klingt zwar wie Spanisch, ist aber nicht so leicht verständlich. Sehr positiv fällt daher das Begleitbooklet zu ihrem neuen Album auf, das die Übersetzung sämtlicher Songtexte auf Englisch, Spanisch und Französisch liefert (allerdings so klein gedruckt, dass es zum Lesen eine Lupe braucht). “Libertad” – Freiheit hat die Sängerin ihr fünftes Album betitelt, das sie ihrem Mann und ihrem neugeborenen Sohn widmet. Ich hätte da eine fröhlichere Musikauswahl erwartet, als die Songs, die hier als neue Freiheit präsentiert werden. Mit einem feurigen Tango-artigen Stück eröffnet das Album. Akkordeon, Gitarre und Levys herzzerreißender Gesang harmonieren hier perfekt. Doch nach diesem relativ rhythmischen Einstieg folgt eine traurige Ballade auf die nächste. Herrlich melodisch, wenn auch zu Tränen rührend ist das Arabeske Stück „Firuze“, wo sie eine Perle der Türkischen Musik interpretiert, oder „Recuerdo“, wo sie ein klassisches persisches Lied über die alles verzehrende (Zerstörungs-)Kraft der Liebe covert. Gut die Hälfte der Lieder stammen aus der Feder der Sängerin. Doch es sind fast ausschließlich sehnsuchtsvolle Stücke über unglückliche Lieben, zerplatze Träume und schmerzhafte Abschiede, die hier in einem orientalischen Klangteppich verpackt sind, über dem die klagende Stimme der Sängerin schwebt. Zwar wird die Stimme immer wieder von chansonesken Akkordeonmelodien, Flamenco-Rhythmen, schweren Piano- und melancholischen Gitarrensoli unterbrochen, hin und wieder steigt eine helle Flügelhorntonfolge auf, oder es mäandert eine leichte Trompetenmelodie durch ein Lied, doch auf Dauer ist Levys Wehklagen ein richtiger Runterzieher. Das Zusammenspiel von schwermütigen Texten und Streicherfigurationen der Istanbul String Orchestra erzeugen zusammen eine kaum auszuhaltende Melancholie. Wer eine Stunde Schwermut braucht, liegt mit diesem Album genau richtig.

CD, 2012, 12 Tracks, Label: World Village/Harmonia Mundi

Tina Adomako

25.02.2013