Stacey Kent

“Dreamer In Concert“

Seit sie mit ihrem ersten Album „Close Your Eyes“ 1997 die Jazz-Szene überraschte, hat Stacey Kent fast jedes Jahr ein neues Album heraus gebracht. Nach acht Studio-Platten ist „Dreamer in Concert“ das erste Live-Album der Sängerin. Aufgenommen wurden die 12 Tracks während zwei Konzerten in La Cigale, Paris im Mai dieses Jahres. Allerdings erinnert nur das Klatschen des Publikums zwischen den Stücken daran, dass die Sängerin hier auf einer Bühne steht. Die Songs klingen alle so privat und intim, dass Zuhörerin das Gefühl hatte, die Sängerin befände sich in einem nicht-öffentlichen Räum und sänge alleine für sie. Selbst die Musiker, die bei Live-Auftritten sonst Raum für auffällige Soli und spontane musikalische Aussagen haben, sind hier alle sehr zurückhaltend, ihr Zusammenspiel elegant und unaufdringlich. Stacey Kent flüstert, haucht, säuselt neues Leben in melodische „old-school“ Jazz-Balladen, singt die alten Geschichten mit makelloser Phrasierung und zarter Stimme, die mal melancholisch verträumt, mal fröhlich hüpfend daherkommt. Mit dem Rogers und Hammerstein Klassiker „It Might As Well Be Spring“, eröffnet sie den träumerischen Reigen, zunächst fast zaghaft, nur vom Piano begleitet, dann, nach einer Saxophon-Einlage ihres Ehemanns Jim Tomlinson, etwas lebhafter, um am Ende die letzte Strophe wieder fast flüsternd dem Publikum entgegen zu hauchen. Auch der Gershwin Standard „They Can’t Take That Away From Me“, erstmals von Fred Astaire in 1937 aufgenommen, oder „The Best Is Yet To Come“, mit dem sich Frank Sinatra 1995 von der Bühne verabschiedete, intoniert die Sängerin bezaubernd zärtlich. Ausgerechnet das titelgebende Stück, Jobims „Dreamer“ kommt leicht schwungvoll daher, wie auch sein Bossa-Welthit „Corcovado“, hier sehr spielerisch von Stacey Kent interpretiert. Zwei neue Kompositionen ihres Gatten, Producers und Saxophonisten sind ebenfalls zu hören: „Postcard Lovers“ mit einem Text von Kazua Ishiguro, sowie das Gedicht „O Comboio“ des portugiesischen Lyrikers Antonio Ladeira, das Stacey Kent melancholisch zu einer leichten, vom Klavier getragene Melodie vorträgt. Zu einem Konzert in Paris passen natürlich die drei klassischen französischen Stücke auf dem Album perfekt, darunter Keren Anns sehnsuchtsvolle Ballade „Jardin d’Hiver“, zu dessen zarten Klängen die Scheibe ausklingt. „Dreamer in Konzert“ – ein bezauberndes Album, mit dem die Sängerin zeigt, dass Jazz Standards niemals alt werden.

CD, 2011, 13 Tracks, Label: Blue Note

Tina Adomako

18.12.2011