V.A.

“Travelling 2“

Auf dieser Kompilation gibt es französische LieblingsschauspielerInnen auch mal singend. Von Yves Montand über Vanessa Paradis bis zu Isabel Adjani reicht die Spanne der musikalischen Mimen. Hier wird gehaucht, gesprochen, rumgealbert und manchmal auch wirklich gesungen. Doch zum größten Teil tun die Schauspieler auf dieser CD das, was sie sonst auch tun: Sie interpretieren die Musik und Texte wie ihre Rollen. Das Ergebnis ist manchmal zwiespältig: gelegentlich aufdringlich oder exaltiert, dann wieder melancholisch, dramatisch oder witzig. Fünfziger-Jahre Big-Band-Sound trifft auf Sechziger-Pop, Siebziger-Wave auf Achtziger-Disko-Musik, Filmmusik auf Musical. Und selbst Werbespot-Melodien sind zu hören, wie zum Beispiel das von Nora Arnezedner gecoverte „Singing In The Rain“, das aus einem Parfüm-Werbespot stammt. Die Musik selbst scheint nur eine Bühne zu sein, auch wenn sie sauber und pointiert rüberkommt. Dort, wo das Organ versagt, übernehmen Backgroundchöre und Orchestrierung und kaschieren manches schwächliche Stimmchen. Bekannte Standards wie „Incurably Romantic“ und „I Love Paris“ und Film-Songs aus Werken von George Cukor über Michel Gondry, bis zu Christophe Honoré und Luc Besson sind zu hören. Witzig ist, dass die ersten Tracks des Albums auf Englisch gesungen sind und erst dann das ausdruckstarke Französisch die Regie übernimmt. Von den französischen Songs entstammen viele der Feder Serge Gainsbourgs – so etwa „Beau Oui, Comme Bowie“, gesungen von Isabel Adjani, das von Dani, Feist und Gonzales gecoverte Song „Boomerang 2005“ oder das von Anna Karina wunderbar interpretierte „Sous Le Soleil Exactement“. Dass die Tochter des großen Serge auf dieser Kompilation nicht fehlen darf, ist klar. „L’un Part, L’Autre Reste“ wird von Charlotte Gainsbourg zwar auch mehr gehaucht als gesungen, aber das auf eine sehr musikalische Art. Très französisch. „Travelling 2“ präsentiert eine interessante Mischung aus alt und neu, lustig und ungewöhnlich. Die eine oder andere stimmliche Unpässlichkeit tut dem keinen Abbruch, im Gegenteil – weil die Interpretation im Vordergrund steht, ist das eine angenehm abwechslungsreiche Scheibe.

CD, 2010, 18 Tracks, Label: Discograph/Alive

Tina Adomako

02.12.2010