Nach einer herzlichen Begrüßung und einem kurzen Rückblick auf die Geschichte von MELODIVA und des Frauen* Musik Büro folgte unmittelbar das alle miteinander verbindende – die Musik. Im Mittelpunkt standen Musiker*innen und Bands, die den Abend durch ihre Auftritte bereicherten. Der BeVocal Choir (Foto) eröffnete die Feier mit einer kraftvollen emotionalen Darbietung. Der bewegende Song „Stand Up“ von Cynthia Erivo, Teil der Filmmusik des Biopics über die ikonische Freiheitskämpferin Harriet Tubman, beeindruckte das Publikum mit seiner Botschaft von Widerstand und Stärke. Für Gänsehautmomente und einen energiegeladenen Anfang des Abends war also gesorgt. Danach spielten Lu Vains (s. Titelfoto), eine ganz neue Darmstädter Band aus unserem Netzwerk, deren Musik mal zweistimmig, mal nachdenklich, aber immer auch hoffnungsvoll in Richtung Indie-Pop und Singer-Songwriter ging. Ihre Texte behandelten Themen wie die Herausforderungen des Lebens sowie die damit verbundenen täglichen Hürden. Mit ihren Songs nahmen sie die Zuhörenden mit auf eine emotionale Reise. Eine Coverversion von Yoko Onos feministischer Hymne „Sisters, oh Sisters“ als Zugabe rundete ihren Auftritt ab. Das Jazz Sisters Quartet (Foto) mit Sängerin Juliane Schaper, Katrin Zurborg an der Gitarre, Nina Hacker am Bass und Uta Wagner am Schlagzeug gab eine gelungene Vorstellung voller Lebens- und Spielfreude. Sie präsentierten ihre eigenen Interpretationen von bekannten Film- und Popsongs. Alles, was Spaß macht wurde verjazzt oder verswingt oder beides, von Amy Winehouse über Van Halen bis hin zu Tom Waits. Auch von ihrem neuen Album „Cookin’ with the Jazz Sisters Quartet“ konnte der ein oder andere kulinarisch inspirierte Song vernommen werden. Der Abend wurde abgeschlossen von der preisgekrönten Musikerin Fee (Foto), einer Künstlerin, die mit ihrer besonderen Stimme und tiefgründigen Texten die Zuhörer berührte. Textlich ging es unter anderem um das prekäre Leben als Musikerin oder den Alltag in Langzeitbeziehungen bzw. dem Infrage stellen dessen. Mehrfach wurde von der Musiker*innen auf der Bühne die Bedeutung von MELODIVA als Plattform betont, die Künstler*innen nicht nur eine Stimme gibt, sondern ihnen auch hilft, sich zu vernetzen und gegenseitig zu unterstützen. Mit allen auftretenden Künstler*innnen hat MELODIVA  in der Vergangenheit in verschiedenen Formen schon zusammen gearbeitet, im Verein bei Workshops und Konzerten. Schön, so viele talentierte und starke Frauen* und auch ein paar Männer auf der Bühne sehen und hören zu können. Es könnte geradezu der Eindruck entstehen, wir haben die Gleichberechtigung auf den Musikbühnen schon erreicht. In einer ihrer Moderationen an diesem Abend zitiert Mane Stelzer (Foto) von MELODIVA eine Studie der Malisa-Stiftung, derzufolge der Frauenanteil auf den Festivalbühnen im Jahr 2019 gerade einmal 16 Prozent betrug. Zum Beginn des Untersuchungszeitraums im Jahr 2010 lag dieser noch bei etwa 7 Prozent. Es tut sich also was, kleine Erfolge können durchaus gefeiert werden, aber nach oben ist immer noch ein „wenig“ Luft. Das

Jubiläum von MELODIVA war nicht nur eine Feier der vergangenen 40 Jahre, sondern auch ein kraftvoller Auftakt für die nächsten Jahrzehnte, in denen sich das Büro weiterhin für die Gleichberechtigung von Frauen* und nicht-binären Menschen in der Musik einsetzen wird. Der Abend wird sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben. Es war ein Fest der Musik und der gemeinsamen Vision einer gleichberechtigten Zukunft. Ein ganz besonderer Dank soll zum Abschluss noch an die vielen Personen gerichtet werden, die sich über die Jahre für diese Anliegen eingesetzt haben und das Frauen* Musik Büro/ MELODIVA unterstützt haben!

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Eine Kooperation des Frauen* Musik Büros und der Romanfabrik in Frankfurt

Ihre musikalische Lebensgeschichte strotzt nur so vor Tatkraft! Dabei wurde ihr als Tochter eines Schmieds die Musik sicher nicht in die Wiege gelegt, zuerst lernte sie wie viele Kinder der 60er Jahre Flöte. Danach kamen Klavier, Rhythmus- und Jazzgitarre dazu. Erst in ihren Zwanzigern kam sie zu ihrer Lieblingsinstrumenten-Familie, der Percussion, als sie 1984 als Reiseleiterin in Marokko war. Die „Begegnung“ mit ihrer ersten Trommel muss einschneidend gewesen sein, denn noch im gleichen Jahr begann sie mit ihrer Ausbildung in afrikanischer, afro-kubanischer und brasilianischer Percussion, die sie nach Kuba und Brasilien führte. Parallel dazu begann ihre Bühnenkarriere 1984 mit der Frauen-Percussion-Band Black Magic Women. Anfang der 1990er-Jahre legte sie sich den Künstlernamen Aye Bee Groove zu und trommelte live zu House-Music von Frankfurter Szene-DJanes.

1990 gründete sie mit der Bassistin Uli Pfeifer und der Soulsängerin und Songwriterin Elke Voltz die Weltmusik-Formation Kick la Luna (Foto oben rechts: Wolfgang Schmidt Ammerbuch), die 1992 ihren ersten Auftritt hatte. Mit ihrer female Worldmusik begeisterten sie Menschen nicht nur in Europa, sondern auch den USA und Kanada und veröffentlichten neun CDs. Die Vision der Band ist eine kulturverbindende Worldmusic, die für Vielfalt und ein friedvolles Miteinander steht, Mut machen, berühren, mitreißen und aufrütteln will.

Im Jahr 1998 komponierte, arrangierte und inszenierte Anne Breick anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der Frankfurter Müllabfuhr die Müllpercussion-Formation Ten on Tons. Die Mitglieder von Ten of Tons spielten zuerst nur auf Mülltonnen, später kamen dann auch Samba-Instrumente, Cajones, Congas und Djembés dazu und Ukulelen, Helikon und Sopransaxophon liefern die Melodien, kombiniert mit mehrstimmigen Ethno-Songs.

Unseren 1984 in Hamburg gegründeten Verein Frauen machen Musik e. V. holte Anne Breick als Vorstandsfrau 1989 nach Frankfurt und gründete hier das Frauen Musik Büro, das sich seitdem für die Vernetzung und Unterstützung von Musikerinnen* in der Popularmusik in Deutschland und darüberhinaus einsetzt. In diesem Kontext trat sie auch als Herausgeberin und Musikjournalistin des Frauen-Musik-Magazins Rundbrief in Aktion, eines zuerst als Informationsblatt für die Vereinsmitglieder gedachtes Magazin, das ab 1996 unter dem Titel Melodiva veröffentlicht wurde und in insgesamt 50 Printausgaben deutschlandweit in Buchläden und im Abonnement erhältlich war (alle Ausgaben sind übrigens im Archiv in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt gelistet und erhältlich). 2001 wurde die Printproduktion eingestellt und in das Online-Musikjournal MELODIVA überführt.

Damit nicht genug, gibt Anne Breick schon seit vielen Jahren ihr Wissen nicht nur in Workshops weiter. Von 2005 bis 2015 entwickelte und leitete Anne Breick die vom Hessischen Kultusministerium anerkannte zweijährige Percussion-Aus- und Weiterbildung „All around grooves“ in 4 Modulen (Afro, Latin, Brasil, Pop-Music). Seit 2006 ist sie zudem Lehrbeauftragte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) in Frankfurt am Main und ist dort zuständig für die Ausbildung von Musiklehrer*innen mit den Schwerpunkten Rhythmische Grundlagen, Latin-Percussion (Cajon/Conga), Brasil-Percussion (Samba) und Pop-Musik-Rhythmen. Von 2012 bis 2020 gab sie künstlerisch-kulturelle Percussion-Workshops für benachteiligte Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren im Rahmen des Mentoring-Programms Joblinge gAG Frankfurt-Rhein-Main, wo sie nach wie vor ehrenamtlich tätig ist.

Im Oktober 2020 wurde Anne Breick in der Frankfurter Paulskirche mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet, die damit ihre ehrenamtliche Tätigkeit im Frauen Musik Büro und als ehrenamtliche Mentorin bei der Joblinge gAG würdigten.

Liebe Anne, wir gratulieren dir zu deinem tollen Bühnenjubiläum. Ohne dich gäbe es uns nicht. Dafür wollen wir dir einfach mal Danke sagen!

„Worldmusic Revue“ live mit Aye Bee Groove:

10.10. Frankfurt, Club Voltaire, 19:30 Uhr (Tickets)
02.11. Offenbach, Rebell(i)sche Studiobühne, 19:30 Uhr (Tickets)

Live mit Kick La Luna:

12.10. Darmstadt, Bessunger Knabenschule, 20 Uhr (Tickets)
01.11. Darmstadt, Frauenzentrum anlässlich des 30. Jubiläums 16 Uhr
23.11. Frankfurt, Brotfabrik, 20 Uhr (Tickets)
06.12. Offenbach, Rebell(i)sche Studiobühne, 19 Uhr

Titelbild: Marion Cieplik

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