12. „Women in Jazz“ 22.04.-01.05.2017

TRIPLE A mit Jazzprojekten aus Amerika, Afrika und Asien

Seit 2006 begeistert das Festival WOMEN IN JAZZ in Halle (Saale) mit einem vielseitigen Programm, in dem Künstlerinnen aus aller Welt mit ihren Bands im Fokus stehen. Die Liste der eingeladenen Künstlerinnen liest sich wie das Who is Who des zeitgenössischen Jazz und zeigt einmal mehr, wie viele Protagonistinnen es in diesem sich immer mehr öffnenden Genre mittlerweile gibt. Während in den vergangenen Jahren vor allem europäische und US-amerikanische Acts verpflichtet wurden, werfen die FestivalmacherInnen in diesem Jahr einen Blick auf Jazzprojekte aus Amerika, Afrika und Asien. Unter dem Festivaltitel TRIPLE A stehen an fünf Konzertabenden Künstlerinnen im Fokus, die sich durch große Emotionalität und ihre befreiende Ausstrahlung auszeichnen.

22.04.2017 LISA SIMONE (USA)
Den Anfang macht heute abend ab 20 Uhr LISA SIMONE (USA) mit ihrem Programm „MY WORLD“ in der Händelhalle Halle (Saale). Die Tochter der Jazz-Diva Nina Simone, begann ihre Solokarriere erst 2014 im Alter von 52 Jahren. 2016 hat sie nun mit „My World“ ihr zweites Soloalbum veröffentlicht. Neben ihren zahlreichen Eigenkompositionen finden sich auf dem Album auch Coverversionen von Songs ihrer Mutter, die sie auf sehr persönliche Art und Weise neu interpretiert. Jazz, Blues, Soul, Latin und afrikanische Musik fließen federleicht und gehaltvoll zusammen. Simone beherrscht die Kontraste wie kaum eine Zweite; mal klingt ihre Stimme zerbrechlich und sanft, im nächsten Moment rauchig, dann wieder hart. Gekonnt schafft es Sängerin mit ihrer warmen, facettenreichen Stimme, sich musikalisch als eigenständige Künstlerin zu emanzipieren und doch das Erbe ihrer Mutter zu bewahren.

23.04.2017 3. SWH SAALEJAZZ
Am Sonntag kann das Publikum ab 14 Uhr bei freiem Eintritt den 3. SWH SAALEJAZZ erleben. Zu diesem Open Air hat das Festival mit den Stadtwerken Halle wieder ein großartiges Programm auf die Beine gestellt. Neben dem beliebten SWH-Stadtwerkedorf mit Attraktionen für die ganze Familie wird auf der Peißnitzbühne gejazzt. Mit dabei sind unter anderem die Gruppe AFRICAPELLA und die ebenfalls aus Südafrika stammende TITI LUZIPO (Foto), Hotel Bossa Nova mit der indisch-portugiesischen Sängerin LIZA DA COSTA sowie die Inkspot Swing Band feat. DOMENICA RICHTER. Höhepunkt der Veranstaltung ist das Konzert der Uni Big Band gemeinsam mit der mosambikanischen Sängerin ISABEL NOVELLA (Titelfoto). Natürlich ist auch für das leibliche Wohl gesorgt.

25.04.2017 ANNA MARIA STURM (D)
Am Dienstag betritt ANNA MARIA STURM (D) mit ihren „LIEBLINGSLIEDERN“ die Bühne des Schloss‘ Teutschenthal. Die Schauspielerin und Sängerin hat Songs der 20er bis 50er Jahre des Great American Songbook & Chansons des französischen enfant terrible Serge Gainsbourg in ihrem Programm. Die Songs und Chansons gehören zu den Lieblingsliedern der Schauspielerin, zu jedem einzelnen hat sie einen persönlichen Bezug.

26.04.2017 TWO FOR TWO: AKI TAKASE (JP) & HAN BENNINK (NL)
Eine Free-Jazz-Begegnung der Extraklasse können BesucherInnen am Mittwoch ab 20 Uhr in der Georgenkirche erleben: TWO FOR TWO: AKI TAKASE (JP) & HAN BENNINK (NL). Die Pianistin Aki Takase und der Drummer Han Bennink stehen seit Jahren gemeinsam als Duo auf der Bühne. Ihre Musik ist ausgelassen und verspielt, mit jedem Ton hört man den Spaß und die Freude der beiden Free-Jazz-Ikonen. Die Japanerin Takase gibt seit mittlerweile fast 40 Jahren Konzerte und hat mehr als 30 Platten eingespielt. Sie wurde mit sieben Preisen der Deutschen Schallplattenkritik sowie dem SWR-Jazzpreis ausgezeichnet. Mit HAN BENNINK steht einer der prägenden Free-Jazz-Schlagzeuger an ihrer Seite. Seit über 50 Jahren ist er als Jazzmusiker aktiv und bis heute ist seine Spiel- wie Experimentierfreude ungebremst. Auf ihrer Platte Two For Two gehen sie mit der Tradition des Jazz auf Entdeckungsreise: Für Liebhaber des Free Jazz ein absolutes Muss!

27.04.2017 NAQSH DUO (IR)
Das NAQSH DUO aus GOLFAM KHAYAM (IR) & MONA MATBOU RIAHI (IR) spielt am Donnerstag ab 20 Uhr am gleichen Ort. „Naqsh“ ist Farsi und bedeutet Ausschmückung oder Gestalt. Die iranischen Musikerinnen Golfam Khayam (akustische Gitarre) und Mona Matbou Riahi (Klarinette) stehen seit 2014 unter diesem Namen zusammen auf der Bühne: Ihre Musik ist voller Verzierungen und Ausschmückungen, formen- und gestaltreich. Sie überwinden bekannte Spieltechniken und experimentieren mit ihren Instrumenten. Ihr Debütalbum Narrante (2016) ist in sich geschlossen, doch jedes Stück steht zugleich auch für sich alleine und wirft einen sehr eigenen Blick auf die Wurzeln der persischen Musik. Das NAQSH DUO verbindet konventionelle und unkonventionelle Kompositionsansätze und erschafft so eine eigene, neue Klangsprache, abseits von musikalischen Kategorien und geografischen Grenzen – atemberaubend schön.

28.04.2017 YOUNEE (KR) & OUM (MA/FR)
Am Freitag stehen YOUNEE (KR) und OUM (MA/FR) auf der Bühne der Oper Halle. Die Koreanerin Younee ist eine virtuose Pianistin, Sängerin und Songschreiberin, die einen spannenden Crossover-Mix aus Klassik, Jazz, Pop und Rock spielt. Der Künstlerin gelingt es, die verschiedenen Genres auf höchst gefühlvolle Art und Weise miteinander zu verbinden und mit ihrem pianistischen Können sowie ihrer beeindruckenden Stimme eine eigene Klangwelt zu kreieren. Mit ihrem Album My Piano (2016) beweist sie eindrucksvoll, dass sie zu den innovativsten Künstlerinnen ihrer Generation gehört. Ihre Musik sprüht vor Ideenreichtum und Fantasie, das Klavierspiel ist leicht, unangestrengt und doch absolut virtuos. Mit atemberaubender Fingerfertigkeit nimmt sie den Hörer mit auf eine hochemotionale Reise in eine neue Welt der Klaviermusik.
Die Jazz- und Soulsängerin Oum bringt ein Stück Wüstenmagie mit zum Festival. Ihr Album Zarabi (2016) hat sie mit ihrer Band in und um M’hamid El Ghizane, einer kleinen Oasenstadt im Süden Marokkos aufgenommen. Begleitet von Bass, Oud, Trompete und Percussion konzentriert sich die Marokkanerin dabei auf ihre Wurzeln, wie die maghrebinische Gnawa-Tradition mit ihren hypnotischen, tranceartigen Rhythmen oder auf die Hassani-Tradition des Grenzgebietes zwischen Marokko und Mauretanien. Dabei bleibt sie ihrem modernen Fusion-Ansatz aus Jazz, spanischer sowie marokkanischer Musikkultur treu. Die Sängerin entführt uns auf authentischste Art und Weise in das geheimnisvolle Marokko – ein wunderschönes, fast magisches Erlebnis.

29.04.2017 ISABEL NOVELLA (MZ) & MESHELL NDEGEOCELLO (US)
Zu einem weiteren Doppelkonzert kommen am Samstag ISABEL NOVELLA (MZ) und MESHELL NDEGEOCELLO (US) in die Oper. Die mosambikanische Sängerin Isabel Novella (Foto: Ouri Pota Chapata Pacamutondo) ist einzigartig. Mit ihrer Musik aus Soul, Afro-Pop, Jazz und weltmusikalischen Einflüssen Afrikas bringt sie ihre Zuhörer zum Träumen, Fühlen und Tanzen. 2013 veröffentlichte sie ihr Debütalbum. Ihre Texte sind auf Portugiesisch, Englisch sowie den mosambikanischen Sprachen Chopi und Shangana. Über ihren wunderschönen, differenzierten Gesang gelingt es ihr mühelos, die verschiedensten Emotionen zu transportieren: Mal dunkel und soulig, dann verspielt und kokett, verführerisch, schwermütig und lieblich. ISABEL NOVELLA ist im übrigen als „artist in residence“ an zahlreichen Veranstaltungen des Festivals WOMEN IN JAZZ beteiligt.
Mit Meshell Ndegeocello (Swahili: „Frei wie ein Vogel“) kommt ein Weltstar zum 12. Festival WOMEN IN JAZZ. Die Bassistin und Sängerin macht Musik zwischen Funk, Soul, Hip Hop und Jazz mit Einflüssen aus Reggae und Rock. Sie hat mittlerweile 11 Alben veröffentlicht, wurde für 10 Grammies nominiert und arbeitete mit Musikgrößen wie Geri Allen, Joshua Redman, Chaka Khan, Carlos Santana, Prince, Marcus Miller, Herbie Hancock, Lisa Coleman und Cassandra Wilson zusammen. Ndegeocello hat ihren eigenen Stil aus einer Mischung von Gesang und Rezitation entwickelt. Ihre Songs sind geschmackssicher und eigenwillig, ihre Stimme voller Soul. Die Amerikanerin repräsentiert eine neue Generation von Musikerinnen, die nicht in Genre-Kategorien denken und so den Jazz auf eine neue Stufe heben.

30.04.2017 TIA FULLER (US) & YAQUELINE CASTELLANOS (CUB)
Feurig wird es dann am Sonntag in der Oper Halle, wenn die Saxophonistin TIA FULLER (US) und die Sängerin YAQUELINE CASTELLANOS (CUB) feat. Cuba Percussion & Friends ihr Konzert geben. Tia Fuller kann schon jetzt auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. In ihrem Studium spielte sie mit Ray Charles in den Jazzclubs von Atlanta, später arbeitete sie mit Weltstars wie Esperanza Spalding, Terri Lyne Carrington, Dianne Reeves, T. S. Monk, Ralph Peterson, Beyoncé und vielen weiteren zusammen, die sie allesamt als Musikerin und Persönlichkeit schätzen. Mit ihrem eigenen Quartett hat sie mittlerweile vier Alben aufgenommen. Fuller vereint sowohl klassische als auch moderne Sounds in ihrem eigenen Stil. Ihre Musik zeigt Einflüsse von Modern und Latin Jazz, sie liebt die Improvisation. Sie entwickelt sich gerade zu einer der besten Jazzmusikerinnen ihrer Generation – und wir dürfen dabei sein.
Mit der Sängerin Yaqueline Castellanos kommt die „Grande Dame de Son“ zum Festival. 1995 wurde sie in Kuba als „Artista más popular de Cuba“ (Beliebteste Künstlerin Kubas) ausgezeichnet und startete im selben Jahr mit ihrem Hit „Como me ha ensultado“, der in den US-amerikanischen Charts auf Platz 1 war, ihre internationale Karriere. Die 1956 in Havanna geborene Sängerin ist eine absolute Legende in ihrer Heimat. Unter anderem hat sie bereits mit den Musikern des Buena Vista Social Clubs gesungen. In Halle präsentiert sie nun gemeinsam mit der Band „Cuba Percussion“ Originale wie „Chan Chan“, „Besame Mucho“, „Lagrimas Negras“ und viele weitere. Wohl kaum eine andere vermag es, die emotionale Fülle Kubas so gekonnt mit dessen musikalischer Tradition zu verbinden. Mit Castellanos kommt der authentische Sound des Son Cubano nach Halle – das lässt kein Tanzbein ruhig sitzen!

01.05.2017 CRISTIN CLAAS (D)
Die Abschlussveranstaltung und einen ganz besonderen Höhepunkt bestreitet das BERLIN JAZZ ORCHESTRA feat. CRISTIN CLAAS & MARC SECARA (DE) am Montag, den 01.05.2017 ab 17 Uhr in der Oper Halle. Dieses Projekt um die mitteldeutsche Sängerin Cristin Claas besteht aus ihrem Trio, dem Berlin Jazz Orchestra (unter Leitung von Jiggs Whigham) sowie dem Sänger Marc Secara und es präsentiert ein noch nie gehörtes Big-Band-Programm. Wir freuen uns auf bekannte Songs von Claas im völlig neuen Big-Band-Gewand, aber auch Arrangements von Jazzstandards mit Einflüssen afrikanischer Musik. Als special guest ist noch einmal die mosambikanische Sängerin ISABEL NOVELLA zu Gast. Diese Uraufführung ist einer der Höhepunkte von WOMEN IN JAZZ und vereint den klassisch-amerikanischen Big-Band-Sound mit Jazz aus Afrika und einer der bekanntesten Jazzmusikerinnen Deutschlands. Ein Projekt, das geografische wie musikalische Grenzen sprengt…

Ausstellungen, ein Jazzgottesdienst, Lesungen, ein Vocal Workshop und jazzige Stadtrundgänge ergänzen das Festivalgeschehen.

Tickets: http://www.womeninjazz.de

http://www.womeninjazz.de
Autorin: Mane Stelzer

21.04.2017