Dozentin im Porträt: Johanna Eicker

19. Hessische Frauen Musik Woche

Last but not least: die 30jährige Multi-Instrumentalistin Johanna Eicker. KölnerInnen und Karnevalfreunde kennen sie vielleicht als Gitarristin bei der all female Rockabilly-Band Rockemarieche, die im letzten Herbst ihre erste Sessions-Single „Ich han dat Marieche jebütz“, die kölsche Antwort auf Katy Perry´s „I kissed a girl“, veröffentlichte. Als Profimusikerin schaffte sie es sogar ins Fernsehen: seit 2012 spielt sie als Bassistin in der Studioband bei Carolin Kebekus („Pussy Terror TV“). Außerdem arbeitet sie als Dozentin des SAE Institute Köln und Bochum für den Studiengang „Music Business“.

Die Kölnerin ist Musikerin durch und durch, denn sie kennt das Showbusiness schon von klein auf. 1986 wird sie in eine Musikerfamilie hinein geboren und lässt schon in jungen Jahren keine Gelegenheit aus, neue Instrumente und Stilistiken auszuprobieren. Ihren ersten regelmäßigen Musikunterricht erhält sie an der Violine ab dem Alter von 3 Jahren (!) und steht schon 1991 bei „Schmidteinander“, der WDR-Comedy-Show von Harald Schmidt, auf der Bühne. Mit einem Orchester spielt sie 1992 beim „ZDF Weihnachtsfest“. Mit gerade mal 7 Jahren nimmt sie bei „Jugend Musiziert“ teil und erreicht den 2. Platz. Es folgt eine klassische Ausbildung am Klavier, auch hier gewinnt sie bei „Jugend Musiziert“. Doch im Teeniealter wird sie zunehmend von Pop- und Rockmusik infiziert, lernt zuerst Schlagzeug. Mit 14 Jahren bekommt sie ihre erste E-Gitarre geschenkt, was zu ihrer größten Passion wird.

The Black Sheep WDR Rockpalast 2008

Am Ende ihrer Schulzeit geht alles plötzlich Schlag auf Schlag. Mit ihrer Rockband The Black Sheep, in der auch ihre Schwester Charly mitspielt, werden sie erst zur zweitbesten Schülerband (Bravo-Otto-Schülerwettbewerb 2006) gekürt und gehen in der Folge als Vorgruppe von Silbermond auf Tournee. Es folgt ein Major Deal bei Roadrunner Records, eine Tournee als Vorgruppe von In Extremo, ein Song für den Soundtrack des Kinofilms „Lauf um dein Leben“ und ein Auftritt im WDR Rockpalast im Jahr 2008. 2009 spielen sie gar als Vorband von Social Distortion und Sunrise Avenue, 2010 können sie ihre Single „Here With You“ in dem Kinofilm „Hanni & Nanni“ plazieren. Ihr letztes Album erscheint 2014, der Song „Fireless“ ist wieder Titelsong eines deutschen Kinofilms („Kleine Morde“) und es gibt auch eine kleine Tour dazu. Legendär ist inzwischen die Live-Version des Songs mit der 54köpfigen Cello Big Band in Köln 2012, die frau sich unbedingt im Netz anschauen sollte. Nach 12 Jahren Bandgeschichte, 2 Platten und über 300 Konzerten wird das Projekt voerst auf Eis gelegt.

Mit Peggy Suggarhill, bei der sie als Gitarristin in der Band spielt, und drei weiteren Musikerinnen gründet sie 2014 die Band Rockemarieche. Eicker sagt dazu: „Wir haben schon einige Jahre in der Besetzung der Rockemarieche unter anderem Namen englischen Rockabilly gemacht, also den wirklich authentischen aus den 50ern mit einem Mix aus modernen Songs. Die Idee, diese Musik mit kölschen Texten zu verbinden, kam uns vor knapp 3 Jahren. Am Anfang kam es uns auch ziemlich verrückt vor, wir wollten es aber unbedingt probieren. Wir kommen alle aus Köln, wir sind zwar nicht unbedingt die ersten, die an Weiberfastnacht betrunken im Clowns-Kostüm auf dem Altermarkt liegen, mögen aber die kölsche Kultur und Tradition, die hinter dem ganzen Feier-Wahnsinn steht, den man als Außenstehender vielleicht schon mal mitbekommen hat. Uns macht es echt großen Spaß, und wenn wir dadurch ein paar Karnevalisten dazu bekommen, zu Rockabilly die Hüften zu schwingen, ist unsere Mission erfüllt„. Auch hier geht es gleich in die Vollen: die Band hat diverse Auftritte im Kölner Karneval und spielt als Opener für die Höhner in der Kölner Lanxess-Arena vor 15.000 ZuschauerInnen. Außerdem spielen sie Support-Shows für Kasalla und treten bei der ZDF-Sitzung „Karnevalissimo“ auf. Bevor in diesem Jahr das erste Album ansteht, betreiben die fünf fröhliches Karneval-Hopping von einer Karnevalssitzung zur nächsten und spielen an bis zu fünf (!) verschiedenen Locations an einem Tag.

Zwei weitere Projekte halten die Musikerin auf Trab: Mit Roads&Shoes arbeitet sie gerade an ihrem ersten Album im Singer-/Songwriter-Style. Linda Laukamp (Vocals, Piano, Cello), ihre Schwester Charlie (Drums) und Eicker an Gesang, Bass, Akustik und E-Gitarre, Ukulele und Klavier werden darauf zu hören sein. Ihre Damencombo Zucker spielt und singt „die schönsten Jazz-Standards, die bekanntesten Instrumental-Hits, die originellste Filmmusik und die groovigsten Klezmer-Melodien“ mit Gitarre, Kontrabass, Klarinette und Gesang.

Was bedeutet Dir Musik?

Als Kind einer Musikerfamilie war und ist Musik ein Thema, das mich quasi ständig begleitet: Im Alltag, in der Freizeit und nun seit über 10 Jahren auch beruflich. Ich höre gerne Musik, gehe auf Konzerte, ich tausche mich gerne mit anderen darüber aus, diskutiere gerne über Songwriting oder Produktion, ich mache gerne Musik nur für mich, mit anderen zusammen und natürlich auch für andere. Ob für 10 Leute oder ein paar Hundert ist dabei egal. Ich genieße einfach den Austausch, der dabei auf so vielen Ebenen und unabhängig von allen anderen „Kategorien“ wie Alter oder Herkunft möglich ist. Das ist unglaublich bereichernd und erfüllend für mich.

Dein schönstes Erlebnis auf der Bühne?

Das ist zum Glück ein sehr breit gefächertes Thema. Ich glaube der Moment, wenn ein großes Publikum Texte und Melodien mitgröhlt, die aus der eigenen Feder stammen, ist das schon ein ganz besonderes Gefühl.

Welches ist Deine Lieblingsmusik?

Ich höre wirklich sehr sehr viele verschiedene Bands und Künstler, bin aber im Pop-Rock und etwas härterem Rock am meisten zu Hause.

Was möchtest Du beim Unterrichten vermitteln oder weitergeben?

Dass es in erster Linie Spaß ist, den man vermitteln will, klingt immer so oberflächlich. Der Spaß am „selber Musik machen“ ist aber wiederum so vielseitig. Ablenkung oder Verarbeitung von Problemen, kreativ sein, etwas eigenes erschaffen und das mit Menschen teilen, oder auch einfach nur der Held sein, der alle Lieblingssongs seiner Freunde nachspielen kann. Wenn erstmal das Interesse und die Motivation da ist, kommt alles andere, Notenlesen, Background-Wissen, technischer Anspruch…

Wer oder was inspiriert Dich?

Das lässt sich nicht in wenigen Sätzen zusammenfassen…

Hast Du (außer Musik) noch andere Hobbys?

Eigentlich nicht, mit meinen Projekten habe ich von „Job“ über „Herzblut-Projekt“ bis reinem Spaß alles abgedeckt. Wenn ich zwischendurch mal faulenzen kann, gucke ich unglaublich gerne spannende Serien auf Netflix.

https://de-de.facebook.com/johanna.eicker, https://de-de.facebook.com/roadsandshoes/, http://www.rockemarieche.de/, http://www.zucker-combo.de/

Autorin: Mane Stelzer

26.02.2017