Winterjazz 14.01.2017

bringt 60 MusikerInnen auf die Bühne

Zum sechsten Mal kommen Kölner MusikerInnen und Publikum zusammen, um die ganz große Jazznacht am Anfang des Jahres zu feiern. 60 Musikerinnen und Musiker locken zu insgesamt 19 Konzerten auf fünf Bühnen, die alle fußläufig zu erreichen sind. Mit diesem großen Musikfest präsentiert sich erneut eine vitale und vielfältige Kölner Jazzszene und gibt einen Ausblick auf die aufregenden Konzerte, die im kommenden Jahr auf den unterschiedlichen Bühnen Kölns zu entdecken sind.

Der Spiegel titelte „das Wunder von Köln“ – vielleicht auch, weil die Meinung, der Jazz interessiere nur noch einen Haufen älterer Unbelehrbarer, immer noch in den Köpfen der Menschen spukt. Wer es einmal miterlebt hat, weiß: die Jazzszene Kölns ist lebendig und jung und zeigt sich beim Winterjazz in voller Pracht. Der Besucherandrang in den Clubs, die während des eintägigen Festivals aus allen Nähten platzen, zeugt davon, dass ein Publikum in großer Zahl vorhanden ist. Genau das zu zeigen, war die Saxophonistin und Komponistin Angelika Niescier 2012 angetreten, als sie das Festival erstmals nach dem Vorbild des „Winter Jazzfests“ in New York ins Leben gerufen hat. Mit ihrem Festival möchte sie beweisen, dass Jazz eben nicht verknöchert und veraltet ist, sondern gesellschaftliche Relevanz hat. Ein Festival als „Statement, aus dem sich weitere gemeinsame Positionierungen entwickeln können„, die sich auch in ihrer Arbeit bei der Union Deutscher Jazzmusiker (UDJ) widerspiegeln.

Sage und schreibe 19 Acts stehen am Abend auf Köln’s Jazz-Bühnen und es ist überaus empfehlenswert, sich mit einer eigenen kleinen Auswahl zu bescheiden, um nicht beim Festivalhopping vor verschlossenen Türen zu landen. Wie schon in den letzten Jahren bildet der Stadtgarten mit seinen drei Bühnen im Konzertsaal, Studio 672 und Café-Restaurant weiterhin das Rückgrat des Festes. Hinzu kommen die etwas intimeren Bühnen des Zimmermann’s und der Umleitung auf der gegenüberliegenden Seite der Venloer Straße. Erfreulicherweise gibt es auch in diesem Jahr wieder viele weibliche Künstlerinnen auf den Bühnen zu sehen und zu hören.

Mit dabei ist z.B. das Trio CAJLAN_WISSEL_NILLESEN: Dusica Cajlan-Wissel, Etienne Nillesen und Georg Wissel arbeiten seit Herbst 2015 kontinuierlich an der Weiterentwicklung ihrer eigenen konzentrierten Sprache der freien Improvisation. Die verschiedenen Qualitäten von Klang, Ton und Geräusch stehen dabei im Zentrum ihres Zusammenspiels; Akzentuierungen entstehen durch rhythmische Verzahnungen der Spieler. Alle drei MusikerInnen forschen darüber hinaus seit langem intensiv an der Erweiterung der klanglichen Möglichkeiten ihrer Instrumente. Deswegen machen sie bei ihrer Zusammenarbeit ausgiebig von Präparationen des Flügels, Altsaxophons sowie der Snaredrum Gebrauch. Premiere hatte das Trio im September 2016 mit einem Konzertmitschnitt aus dem großen Sendesaal des WDR. // Dusica Cajlan-Wissel (prep-p), Etienne Nillesen (prep-sn-dr), Georg Wissel (prep-as)

Außerdem finden sich im Line-Up ANETTE VON EICHEL & CHRISTOF THEWES mit ihrem Projekt VOICESNOISES -LUNGS’N’TONGUES. Zwei MusikerInnen, zwei Linien – zwei Stimmen, die sich treffen, voneinander entfernen, verschmelzen, sich ergänzen, sich streiten – immer akustisch, im Moment produziert mit der Stimme und der Posaune. In ihrem neuen Duo-Projekt haben sich mit Anette von Eichel und Christof Thewes zwei erfahrene, aus- drucksstarke und verspielte JazzmusikerInnen getroffen, die sich mit diesem Projekt einen lang gehegten musikalischen Wunsch erfüllen. Auf Basis von Texten amerikanischer Dichtern der Bürgerrechtsbewegung wie Michael S. Harper, Paul Laurence Dunbar, Maya Angelou und anderen haben die beiden ihr neues Programm zwischen Jazz und improvisierter Musik konzipiert, das erzählt, jubelt, aber auch klagt: mit Groove und lyrischen Momenten vom Gefühl des Andersseins und dem Wunsch nach Geborgenheit. // Anette von Eichel (voc), Christof Thewes (trb)

Weniger ist mehr. KATRIN SCHERER’S Bandprojekt MOMENTUM ist konsequent auf drei Instrumente reduziert: Die Musikerin beschränkt sich auf das Altsaxofon und erspielt mit dem Keyboarder Hans Lüdemann und Schlagzeuger Christian Thomé immer wieder überraschende Soundtableaus einer Bandbreite von opulent und furios bis sparsam und verträumt, spannende Improvisationsreisen, niemals hinten angelehnt, sondern immer an der Kante surfend. Das Profil der Musik trägt die unverkennbare Handschrift von Katrin Scherer. Ihre Kompositionen geben der Musik einen äußeren Rahmen und sind Anknüpfungspunkt für wilde, aber auch minimalistische Improvisationen. Die MusikerInnen erzeugen üppige, karge, kraftvolle, feinsinnige Klanglandschaften und sind dabei immer am Puls der Zeit. // Katrin Scherer (as), Hans Lüdemann (keys), Christian Thomé (dr)

Das SABETH PÉREZ QUARTETT um die argentinisch-stämmige, in Köln aufgewachsene Jazz-Sängerin Sabeth Pérez spielt fast ausschließlich Eigenkompositionen und bewegt sich stilistisch im Umfeld des Modern Jazz. Die Musik ist dabei durch Sabeth Pérez‘ Anfänge als Instrumentalstimme in Bigbands und die Liebe zu verspielten Melodien geprägt. Samtig und hochpräzise führt Sabeth Pérez ihre Stimme, die kristallklar anmutet und in ihrem Facettenreichtum der gemeinsamen Musik der Band viele Türen öffnet: zwischen leise, sanft, intim und laut, durch- dringend und akzentuiert changiert das Spiel dieses Ensembles, das immer wieder neue Anfänge und Enden, Konzepte und Bögen entstehen lässt. Lautmalerisch und immer offen für Überraschungen entfaltet Sabeth Pérez ihre Kompositionen – anmutig und schillernd schön. // Sabeth Pérez (voc), Felix Hauptmann (p), Alexander Dawo (b), Ludwig Wandinger (dr)

POLLON ergibt sich der Absurdität der Wirklichkeit. Eine Band spielt einfach drauflos – und zwar wild, hemmungslos und ungezügelt. Romantisch, ehrlich und sensibel. Humorvoll, fantasiereich und losgelöst. Die Kompositionen der Bandmitglieder erzählen Geschichten aus dem Leben, die sich durch das kompromisslose aufeinander Hören und miteinander Spielen der MusikerInnen voll und ganz entfalten. Drei äußerst umtriebige Kölner JazzmusikerInnen der jüngeren Generation, die – ausgestattet mit einem hohen Maße an Erfahrung, Experimentierfreudigkeit und Intuition – ihre eigene, einzigartige Klangwelt kreieren. // Theresia Philipp (sax, cl), David Helm (b), Thomas Sauerborn (dr)

Die australische Posaunistin und Komponistin Shannon Barnett ist das jüngste Mitglied der WDR Big Band Köln. Vorherige Stationen ihrer musikalischen Laufbahn waren Melbourne und New York, wo sie unter anderem mit Darcy James Argue s Secret Society, Kurt Rosen- winkel, Ralph Alessi s SIM Big Band, Jon Faddis und Charlie Haden zu- sammenarbeitete. Kontinuierlich auf der Suche, ihre kreativen Ideen umzusetzen, hat Shannon das SHANNON BARNETT QUARTET SPEAKING IN TONGUES aus herausragenden Musikern der hiesigen Szene zusammengestellt: Saxofonist Stefan Karl Schmid und Bassist David Helm sind längst selbst einschlägige Künstlerpersönlichkeiten der deutschen und internationalen Jazzszene. „Feurig bis düster; fokussiert auf rhythmische Elemente und als schrullig humorvoll“ beschreibt Shannon selbst ihre Musik. // Shannon Barnett (trb), Stefan Karl Schmid (ts), David Helm (b), Thomas Sauerborn (dr)

Mit großer Virtuosität und Offenheit, einem tiefen Gespür für Improvisation und Text und einem breit gefächerten Repertoire bespielt das DUO VERONIKA MORSCHER & MARTIN SCHULTE die Bühne beim diesjährigen Winterjazz. Martin Schulte ist einer der gefragtesten Gitarristen der hiesigen Jazzszene und bewegt sich gekonnt an den Schnittstellen von Modern Jazz, Pop, Rock und Funk. Auch die Sängerin Veronika Morscher ist in mehreren Genres beheimatet. Durch ihr außergewöhnliches Talent, mit ihrer Stimme Geschichten zu erzählen, konnte sie schon viele Zuhörer ganz unterschiedlicher Stilrichtungen begeistern. // Veronika Morscher (voc), Martin Schulte (g)

Eine Musikerin der ganz besonderen Art ist PIA NEISES – sie ist nämlich Stepptänzerin. Kraftvoll und filigran, energetisch und feinfühlig – ihr Stepptanz ist leidenschaftlich und von mitreißender Vielseitigkeit. Zusammen mit dem MARTIN SASSE TRIO LA FIESTA – Martin Sasse (Piano), Volker Heinze (Bass) und Marcus Rieck (Drums) – lässt sie der Experimentierfreude des Jazz freien Lauf. Das Ergebnis ist eine musikalisch tänzerische Begegnung, die sich in keine Klischeeschublade stecken lässt. Wenn diese vier VirtuosInnen auf der Bühne zusammenkommen, erlebt man musikalische Kommunikation auf höchstem Niveau, Jazz und Stepptanz verbunden in vibrierender Einheit. Solistische Höhenflüge wechseln mit kompaktem Zusammenspiel – befeuert von gegenseitiger Inspiration und Interaktion. Hier begegnen sich Stepptanz und Jazz auf Augenhöhe: verspielt, authentisch, erfrischend, voller Leidenschaft – und mit viel Groove. // Pia Neises (tap dance), Martin Sasse (p), Volker Heinze (b), Marcus Rieck (dr)

PROGRAMM:
19.00 UHR SAAL STADTGARTEN
HEUPEL / WUNSCH
PIA NEISES & MARTIN SASSE TRIO
CAJLAN_WISSEL_NILLESEN
BERGSEIDLDUO
CLEMENS ORTH PIANO SOLO

19.30 UHR STUDIO 672/STADTGARTEN
RENKEN / SCHOLLY / THOMÉ
ANETTE V. EICHEL & CHRISTOF THEWES
KATRIN SCHERER’S MOMENTUM
SABETH PÉREZ QUARTETT

19.15 UHR RESTAURANT/STADTGARTEN
BENEDIKT HESSE CUBANOLA
MAX BLUMENTRATH TRIO 212
CHRISTIAN WINNINGHOFF & PERFECT WEEKEND
SOMMERPLATTE

19.45 UHR ZIMMERMANN’S
POLLON
SHANNON BARNETT QUARTET
C.A.R.

20 UHR UMLEITUNG
VERONIKA MORSCHER & MARTIN SCHULTE
MATTNER/RÄTHER
BERGMANN/BRODERSEN

Einlass: 18:30 Uhr, Beginn: 19 Uhr. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei!

Weiter Infos zu allen Bands findet Ihr im Programm unter http://winterjazzkoeln.com/winterjazz-2017-bands-musiker/

http://winterjazzkoeln.com
Autorin: Mane Stelzer

27.12.2016